Wilhelm Tell – ganz speziell


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 27.04.2017 18:26 Uhr


Mit dem Publikum auf Du und Du: Der Schweizer Comedian Alain Frei überzeugte in der ARCHE auch mit seiner Lust an der Interaktion.


Hatte seine liebe Not mit dem schwäbischen Dialekt - nicht aber mit dem schwäbischen Publikum. Der Schweizer Kabarettist Alain Frei (rechts) sorgte In der ARCHE für ein spontanes Glanzlicht.
Hatte seine liebe Not mit dem schwäbischen Dialekt – nicht aber mit dem schwäbischen Publikum. Der Schweizer Kabarettist Alain Frei (rechts) sorgte In der ARCHE für ein spontanes Glanzlicht.

Das „Grüezi“ am Anfang und das Lied „Heidi“ am Ende – das dürften die typischsten Schweizer Bestandteile gewesen sein im Pro­gramm „Alle Menschen sind anders gleich“ des Schweizer Comedians Alain Frei am Sonntagabend in der voll besetzten Arche Dischingen.

Ein Schweizer, das stellte Frei gleich zu Beginn klar, sei auch nicht anders wie ein Deutscher ein Mensch gar, wenngleich „ein Mensch mit Geld“.

Im Laufe des Abends allerdings stellten sich doch einige Unterschiede zwischen Schweizer und Schwaben heraus: Alain Frei hatte jedenfalls in der von ihm gern und ausgiebig vollführten Interaktion mit dem Publikum seine liebe Not mit dem schwäbischen Dialekt, der ihn zeitweilig fühlen ließ, als befände er sich in Auenland in „Herr der Ringe“, wie er angesichts von „Noi“ und, „Nadda“ bekundete.

„Wir können alles außer Hoch­deutsch“, half das Publikum auf die Sprünge, „dann baut doch einen Bahnhof in Dischingen“, konterte Frei und erntete ein knochentrockenes „Hemmerscho“ aus dem Publikum, das ihn erneut nach Auenland versetzt haben dürfte.

Munterer „Martin“

Und tatsächlich wird von diesem Abend am meisten in Erinnerung bleiben das munter keinen Zwischenruf aussparende Publikum, das Alain Frei das eine oder andere Mal doch sprachlos zurückließ. Und so kann es eben auch gehen, wenn schon aus dem Publikum jemand auf die Bühne geholt wird: Martin, der „freiwillige“ Bühnenpartner aus den Zuschauerreihen, war keinesfalls nur Anweisungsbefolger, sondern brachte jede Menge eigener Ideen ein in das Spiel „Wilhelm Teil live“, zu dem er eigentlich nur die Geräusche liefern sollte, während Frei selbst die Geschichte – :sehr. frei nach Schiller – erzählte.

Martin ließ Türen knarren, Rucksack schließen, Bierflaschen öffnen, Baumstämme stürzen, Bogen spannen und Apfel fallen, dass es nur so eine Freude war. Das Publikum tobte vor Beglückung, und auch Alain Frei konnte sich des Lachens nicht erwehren – fast schon drohte er, aus dem-Konzept zu kommen.

Letztlich gelang dies dem Publikum, das auf Freis „Ergib Dich, Landvogt“ prompt ein kollektives „Noi“ erschallen ließ.

Manches war bereits bekannt

Das entpuppte sich fast schon als der größte Gag des Abends, der sonst ausgefüllt war mit Betrachtungen über Alltagssituationen, die jeder kennt und die aufgrund von Freis guter Darstellungskraft witzig dargeboten wurden.

Das Publikum jedenfalls amüsierte sich prächtig und störte sich nicht daran, dass man derlei schon oft gehört hat und die Ideen wie Facebook, erste Dates, Mutterinstinkt und Geschwisterzwist, Kindermund und Überflussgesellschaft, Promidinner und andere Fernsehformate mit völlig unbekannten Promis durchaus an Originalität überboten werden können.

Freilich: Das sympathische und jungenhafte    Auftreten   des Schweizers sorgte dafür, dass er sich der Aufmerksamkeit des Publikums stets sicher sein konnte.

Ein „sehr spezieller Abend“ sei es gewesen, befand denn auch Alain Frei am Ende; und womög­lich wird er sich nach diesem Abend gut überlegen, ob es tatsächlich ratsam ist, mit dem Pu­blikum so ins Gespräch zu kommen, dass das Gespräch quasi durch das gesamte .Programm .läuft-

Genau damit aber hat er schließlich an diesem Abend sein Publikum glücklich gemacht.