Traumsau Vanessa und der Vollhorst


Bericht von Marita Kasischke vom 24.07.2018 08:00 Uhr


„Die Mehlprimeln“ verabreichten jede Menge Spott in der ARCHE.



Harfenton und Hackbretttöne verströmen gemeinhin heimelige Gemütlichkeit. Wenn sie aber in die Finger von Rainer und Dietmar Panitz gelangen, dann kommen so einige Untertöne hin­zu: Sarkasmus, Ironie oder auch nur blanker Unsinn. Erneut bewie­sen die beiden Brüder, besser be­kannt unter dem Namen „Mehlprimeln“, dies am Sonntagabend in der Arche in Dischingen. Rund 100 Zuschauer nahmen für ein Wieder­sehen mit den beiden in Kauf, den sommerlichen Abend im geschlos­senen Raum zu verbringen. Ent­täuscht wurden sie nicht. Die harmlos scheinenden folkloristi­schen Klänge bildeten zusammen mit den bissigen Texten eine skur­rile und gut funktionierende Mi­schung, die von den schönsten Un­schuldsmienen der beiden noch ge­krönt wurde. Der Mensch als Dor­nenkrone der Schöpfung, dem Um­welt und Menschlichkeit so von Herzen wurscht sind, wurde zur Zielscheibe ihres Spottes.

Was soll schon auch dabei her­auskommen, wenn Meine Babys, kaum dass sie auf der Welt sind, schon richtig beleidigt werden: „Du siehst aus wie der Opa.“ Das kommt im Erwachsenenleben zum Tragen, womöglich bereits im gro­ßen  Pubertäts-Racheprogramm Da hilft dann nur noch der Kurs „Meditatives Rückwärts gehen“ mit der Bonus-Anleitung „Anonymer Rücktritt“. Da schimmert er schon durch, der Name Horst, der einige Male im Laufe des Programms fällt und allein schon Lacher auslöst, die zu wahren Salven werden, wo der Keiler in der Brunftzeit ebenfalls Horst heißt und durch die Zurück­weisung von Traumsau Vanessa:zum Vollhorst wird.

Herrliche Lieder hatten sich die „Mehlprimeln“ einfallen lassen. Da sind die 13 kleinen Doppeldecker­busse, die durch das kleine Dorf am Flusse fahren, und das klingt alles so herzig, dass es fast die durchaus beim Namen genannten Folgen von Tourismus übertüncht. Der „Stau“ von Dieter Hildebrandt passte her­vorragend dazu, allein befremdlich wirkte lediglich, dass dieser Test vor mehr als 30 Jahren geschrieben worden ist. Tippen, wischen, glot­zen, schicken – das allgegenwärtige Smartphone bekommt sein Fett im Walzertata ab, und wunderbar, schrullig erscheint Frau Maier, in deren Schrebergarten jeden Sams­tag pünktlich fliegende Untertas­sen landen.