„Die Mehlprimeln“ verabreichten jede Menge Spott in der ARCHE.
Harfenton und Hackbretttöne verströmen gemeinhin heimelige Gemütlichkeit. Wenn sie aber in die Finger von Rainer und Dietmar Panitz gelangen, dann kommen so einige Untertöne hinzu: Sarkasmus, Ironie oder auch nur blanker Unsinn. Erneut bewiesen die beiden Brüder, besser bekannt unter dem Namen „Mehlprimeln“, dies am Sonntagabend in der Arche in Dischingen. Rund 100 Zuschauer nahmen für ein Wiedersehen mit den beiden in Kauf, den sommerlichen Abend im geschlossenen Raum zu verbringen. Enttäuscht wurden sie nicht. Die harmlos scheinenden folkloristischen Klänge bildeten zusammen mit den bissigen Texten eine skurrile und gut funktionierende Mischung, die von den schönsten Unschuldsmienen der beiden noch gekrönt wurde. Der Mensch als Dornenkrone der Schöpfung, dem Umwelt und Menschlichkeit so von Herzen wurscht sind, wurde zur Zielscheibe ihres Spottes.
Was soll schon auch dabei herauskommen, wenn Meine Babys, kaum dass sie auf der Welt sind, schon richtig beleidigt werden: „Du siehst aus wie der Opa.“ Das kommt im Erwachsenenleben zum Tragen, womöglich bereits im großen Pubertäts-Racheprogramm Da hilft dann nur noch der Kurs „Meditatives Rückwärts gehen“ mit der Bonus-Anleitung „Anonymer Rücktritt“. Da schimmert er schon durch, der Name Horst, der einige Male im Laufe des Programms fällt und allein schon Lacher auslöst, die zu wahren Salven werden, wo der Keiler in der Brunftzeit ebenfalls Horst heißt und durch die Zurückweisung von Traumsau Vanessa:zum Vollhorst wird.
Herrliche Lieder hatten sich die „Mehlprimeln“ einfallen lassen. Da sind die 13 kleinen Doppeldeckerbusse, die durch das kleine Dorf am Flusse fahren, und das klingt alles so herzig, dass es fast die durchaus beim Namen genannten Folgen von Tourismus übertüncht. Der „Stau“ von Dieter Hildebrandt passte hervorragend dazu, allein befremdlich wirkte lediglich, dass dieser Test vor mehr als 30 Jahren geschrieben worden ist. Tippen, wischen, glotzen, schicken – das allgegenwärtige Smartphone bekommt sein Fett im Walzertata ab, und wunderbar, schrullig erscheint Frau Maier, in deren Schrebergarten jeden Samstag pünktlich fliegende Untertassen landen.