Alt-OB von Stuttgart begeisterte seine Zuhörer
Die Vorsitzende von »Freunde schaffen Freude« Inge Grein-Feil hatte den Referenten in Stuttgart auf dem Humorkongress kennen gelernt. Sie hätte sich kaum getraut, ihn anzusprechen, ob er einmal bereit wäre in der ARCHE in Dischingen aufzutreten. Spontan sei seine Zusage gekommen und was noch schöner gewesen ist, als sie ihn fragte, welches Honorar er denn nehmen würde, hat er gesagt: „Davon will ich nichts wissen!“
Als Manfred Rommel die proppenvolle ARCHE betrat, wurde er bereits freundlich begrüßt. Nicht unbekannt ist ihm auch Dischingens Bürgermeister Bernd Hitzler, mit dem er viele Jahre gemeinsam im Verwaltungsrat des Zweckverbandes Landeswasserversorgung gesessen ist. So begann er seine Ausführungen zum Thema „Politiker und Lügen“. Zu allererst meinte er in kollegialer Weise, dass ja Rommel und Hitzler die gleichen Aufgaben gehabt hätten, er allerdings ein paar Einwohner und Probleme mehr, dafür hätte er sich leichter vor Veranstaltungen drücken können, die er nicht gemocht hätte. Dies sei einem bei einem Landbürgermeister völlig unmöglich, da dieser einer Dauerbewachung ausgesetzt sei! 90 % der Politiker, die er in seinem Leben kennen gelernt hatte, seien durchaus ehrliche Menschen. Ein Lügner würde auch eine scharfe Intelligenz und eine gute Erfindungskraft brauchen und da bei vielen Politikern dies ohnehin nicht besonders ausgeprägt sei, seien sie für das Lügen ungeeignet. Das Mindeste, das man von einem Lügner allerdings erwarten könne, ist, dass er bei seiner Geschichte bleibt. Vorbildlich in diesem Sinne handelte ein junger Mann, der sich bei der Musterung erfolgreich blind gestellt hatte. Der junge Mann ging nach der Musterung sofort in ein Kino. Dort setzte sich in den benachbarten Sessel ein Herr, den er als Arzt wieder erkannte, der ihn gerade untauglich erklärt hatte. Der Junge fragte ihn: „Fräulein, ich bin doch hier richtig in der S-Bahn nach Zuffenhausen“. Eine Lanze brach der Referent auch für die Pressefreiheit. Im Dritten Reich musste der Untertan den Mund halten, die Medien durften nicht kritisieren und die Wahrheit sagen, sondern mussten loben und dafür sorgen, dass die Wahrheit nicht herauskommt. In unserer Demokratie dürfen die Bürger hingegen kritisieren und die Medien müssen die Wahrheit suchen, was nicht immer, aber doch meistens erfolgreich ist. Während im ersten Teil seiner Reden vor allem der schwäbische Mutterwitz, der zwar „nicht unanständig, aber schon saumäßig grob sei“, dominierte, widmete sich Manfred Rommel in seinem zweiten Teil vor allem der Lyrik und gab zahlreiche Gedichte zum Besten. Zeitweilig sei er ja Deutschlands meistverkaufter lyrischer Dichter gewesen, wobei er den meisten Teil seiner Aufzeichnungen in langweiligen Gemeinderatssitzungen gefertigt hätte. Zum Thema Kunst und Kultur erklärte er, dass Nietzsche dargestellt hätte, dass die griechische Tragödie hervorgebracht wurde durch die Verbindung der apollinischen Kunstform des Traums mit der dionysischen des Rausches. Wegen der Furcht den Führerschein zu verlieren ist das Dionysische fast nicht mehr wirksam. Man stelle sich Hegel, Kerner, Schiller und Goethe mit stillem Mineralwasser vor, sozusagen auf’s Trockene gesetzt und man wird erkennen was der deutschen Kultur fehle. Im Schwäbischen gäbe es auch viele Dichter, es reimt sich mehr: ei auf eu, ü auf i usw. Dann nahmen den Raum seine Gästebuchverse ein, die den meisten Zuhörern die Tränen in die Augen trieben. „Die Suppe war von lauer Wärme, der Braten zerrt mir im Gedärme, der Innendruck steigt unermesslich, ist der Verschluss wohl noch verlässlich.“ Oder „Fremder Fisch vom fernen Osten kann dich glatt das Leben kosten. Zuerst da wirst du kreidebleich und dann geht’s ab ins Himmelreich.“ Auch dem schwäbischen Lieblingsthema der „Sparsamkeit“ widmete sich der Referent lange. So hätte der eine seine Freude am Verbrauch und der andere am Behalten. Die erste Freude würde aber nur Erinnerung sein, die Zweite dagegen Realität. Kommunalpolitikern riet er nicht zu viele Geschenke zu Veranstaltungen mitzubringen. „Lieber fünf Minuten geschämt, als zuviel Geld ausgegeben.“
Minutenlange stehende Ovationen des begeisterten Publikums zwangen ihn zu weiteren Zugaben. Inge Grein-Feil überbrachte ihm ein Glücksschwein als Geschenk, was er wie folgt kommentierte: „Eine Sau hab ich noch nie gekriegt, aber einen Reichsadler aus Plüsch.“ Beim Eintragen in das Goldene Buch der Gemeinde Dischingen bemerkte Bürgermeister Bernd Hitzler, dass Manfred Rommel der einzig Wichtige im Lande sei, der darin noch nicht stehen würde. Es wurde vereinbart, dass auf einen Gästebuchvers verzichtet wird.