Michael Altinger und Alexander Liegl „röhrten“ in der ARCHE
Halali: Die „Platzenden Hirsche“ sind wieder im Revier. Michael AItinger und Alexander Liegl präsentierten am Donnerstagabend ihr neues Programm in der voll besetzten Arche Dischingen.
Unter dem Motto „Röhr Du“ versprachen sie zu röhren, wie noch nie geröhrt wurde – und zwar in einem Kabarett mit 16 Enden, mit Lolek und Bolek, mit Cindy und Bert und außerdem mit viel Verwandtschaft. Denn Michael Altinger und Alexander Liegl präsentierten sich selbst als lollilutschende Gassenjungs, als Opa Altinger und Opa Liegl im Blutfehde-Erbhass, als lockenwicklerbewehrte Mutti und verführerischen Jugendschwarm Isabella – ja, und irgendwie auch als Cindy und Bert, als sie zwar nicht zu Spaniens Gitarren, aber doch zur gewöhnlichen Gitarre griffen und solch schönes Liedgut wie „Auch Frauen können Schweine sein“ darboten – herrlich überzogen und herrlich unbeholfen im Tanzstil. Hauptsache, das „Schalala“ und das „Hey“ sitzen an der richtigen Stelle.
Zugegeben: Bei den 16 Enden der verschiedenen ineinander verwobenen Kabarettstränge der beiden bajuwarischen Platzhirsche verendete der eine oder andere ein wenig flach. Kabarettistische Perlen aber, die Altinger und Liegl gekonnt und mit ebenso großem Sprach- wie Spielwitz zu servieren wussten, ließen das schnell vergessen. Wenn die beiden etwa Szenen aus Adams Wurschtkessel spielten, in denen Seelen alles andere als seelenruhig auf Post .vom Karma warten, um zur Wiedergeburt als Bandwurm oder vielleicht auch nur als FDP-Kreisvorsitzender berufen zu werden, oder die einstudierte, mutmaßlich drogengestützte Dauerfröhlichkeit von Radiomoderatoren aufs Korn nahmen, deren Textbeiträge sich letztlich auf Nennung von Uhrzeit, Jingle, Sender- und Eigennamen beschränken, dann kann aus Radio Superdrauf superschnell Radio Drecksmusi werden und der Happy Pepi einem mächtig auf den Zeiger gehen – und das Publikum gab sich kampflos geschlagen und lachte, was das Zeug hielt.
Ein ganz besonderes Schmankerl waren dabei die Rückblenden, die die Kabarettisten in ihr Programm einbauten: Verblüffend in Tempo und Präzision spulten die beiden mal eben so in ihrem eigenen Programm zurück, ließen es rückwärts laufen, um dann irgendwo mit Glückskekszettelbeschrifter und Midburnlifeout-Geschädigten weiterzumachen. Und dazwischen fand dann auch mal eine Vase aus echtem Ming ihren Platz oder ein Kuchen aus echtem Marmor, der direkt in den Hades bringt oder eben nur nach Großhadern, oder auch Nonsens-Lebensweisheiten wie „Das Nilpferd schenkt dem Fuchs nachts keine Federn“.
Denn zur Lebenshilfe schließlich waren die beiden ja angetreten, Lebenscoaching in Sachen „Groß sein und Größe haben“ – da muss ja schließlich nicht jeder Gag groß sein.
Das Publikum jedenfalls hatte die Größe, über manche Schwachstelle großzügig hinwegzusehen. Denn eines haben Altinger und Liegl auf jeden Fall erreicht: Des Lebens Grau in Grau, „fast schon Anthrazit“, hatte an diesem Abend keine Chance.