Neues aus’m Biermoos


Bericht von Marita Kasischke/Heidenheimer Zeitung vom 06.10.2020 08:00 Uhr


Die Familie Well hat eine dermalen ausgeprägte historische Bedeutung, dass es schon erstaunt, dass „Weltgeschichte“ nicht mit zwei L geschrieben wird. Es gibt die Wellküren, das ist bekannt. Es gibt die Well-Brüder, das ist auch bekannt, die als „Biermösl-Blosn“ seit Jahrzehnten mit Gerhard Polt unterwegs sind und auch mit den „Toten Hosen“ auch das bekannt. Sehr viel Neues aber erfuhren die rund 130 Zuschauer am Donnerstagabend, als die Well-Brüder im Rahmen von „Arche on Tour“ in der Gemeindehalle Natthem zu Gast waren.

Zum Beispiel einen neuen Namen: „Well-Brüder aus’m Biermoos“ heißen Christoph, Michael und Karl Well als Ensemble. und mitgebracht haben sie Geschichten, Stanzerln Schnadahüpferl und Stilbnmusik aus – so der Titel ihres Programms – dem „bayerischen Paradies“, Und das gäbe es ohne die Well-Familie gar nicht. Die nämlich,, erfuhren die Zuhörer und verstanden es auch ohne Simultanübersetzung trotz starker Dialekte in Färbung der Künstler, stammt eigentlich aus Schottland.
McWelI der eigentliche Name, und „Highlander“ die eigentliche Bestimmung, Als Elisabeth die Erste protestantisch wurde und von ihrem Volk verlangte, es ihr gleichzutun, hatte sie nicht mit McWell gerechnet: Der vollzog schnurstracks den ersten harten Brexit und zog von dannen in süd¬lichere und schönere und auch katholischere Gefilde.
So begann sie, die Geschichte derer von Well im paradiesischen, weil bayerischen Hausen, wo Ötzi aufs Gymnasium ging und Händel seine „Feuerwehrmusik“ in Vivace prosecco con spirito sancto schrieb, Musikinstrumente und Verkehrskreisel erfunden wurden und die Heiligen viel mehr Knochen haben als Sterbliche damit das Souvenirgeschäft brummen kann. Wie bei der heiligen Algunde, die – natürlich eine Hausenerin – im 6. Jahrhundert, als die Baustelle A 7 begonnen wurde, die Hunnen vertrieb.

Volksmusik im wahrsten Sinne

So sprachen sie munter fort, die Well-Brüder, und noch munterer wechselten sie die Instrumente, Gitarre» Harfe. Akkordeon, Klarinette, Flöte, Tuba, eine Drehleier gar, und natürlich Dudelsack – die schottische Abstammung lässt sich eben nicht verleugnen – und spielten mit Volksmusik in des Wortes ursprünglichster Bedeutung auf.
Und das klingt ja selbst dann noch urgemütlich, wenn die Liedtexte höchst ungemütlich sind. Da geht’s um „Markus, den Erleuchteten“! der sein Füllhorn mit Kruzifixen über sein Volk ausschüttet. mit dem Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ den Andromeda-Nebel zum Gewerbegebiet erklärt und die Milchstraße achtspurig ausbaut, und womöglich auf dem Maut-Esel noch durchs Brandenburger Tor reiten wird.

Trump und das „Deppen-Asyl“

Es geht um Trump, Andi Scheuer und die Partei „Asyl für Deppen“, abgekürzt AfD. Corona ist ein Thema, aber auch das „noch schlimmere braune Virus“, Bauernregeln unter reichlicher Verwendung des Begriffs „Subventionsantrag“. der Milchpreis wird im Rap „40 Cent“ besungen und in „Alpinismo tropical“ erklingen schöne Konzepte für Wintertourismus ohne Schnee. Und obendrein wird auch noch getanzt: Schuhplattler, Riverdance und die wohl originellste Interpretation von Bauchtanz lassen die Zuschauerherzen höher schlagen.
Bliebe, nachdem man weiß, dass unterm Dirndl gejodelt wird, noch zu klären, was Schotte McWell unter dem Schottenrock trug. Die Antwort: die Zukunft Bayerns. Nicht mehr, nicht weniger. Im Hinblick auf die Nachkommen aus’m Biermoos kann ihm zweifelsfrei bescheinigt werden: „Weil done“, wie die Schotten sagen. Und wie sagen die Biermösler. die vor 35 Jahren erstmals in der Arche zu Gast waren, angesichts des begeisterten Beifalls des Publikums? “Solange es die Arche gibt, wird Württemberg nicht untergehen.“

Freude und Wehmut beim ARCHE-Team
In der Freude über den gelungenen Abend beim Auftritt der Well-Brüder dürfte sich bei der Dischinger ARCHE ein wenig Wehmut gemischt haben: Dreimal hätten sie, so die ARCHE-ChefinInge Grein-Feil, die Halle füllen können. SO groß war die Nachfrage gewesen.