Mehr als ein Ersatzmann


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 06.05.2019 08:00 Uhr


Aufgrund einer Stimmbandentzündung musste Kabarettist Martin Frank kurzfristig absagen – Josef Brustmann sprang in die Bresche.


Für den erkrankten Kabarettist Martin Frank sprang kurzfristig Josef Brustmann ein – und begeisterte das Publikum mit seinem neuen Programm.
Für den erkrankten Kabarettist Martin Frank sprang kurzfristig Josef Brustmann ein – und begeisterte das Publikum mit seinem neuen Programm.

Es ist wohl der Alptraum jeden Veranstalters: Der Künstler wird krank und muss kurzfristig die Veranstaltung absagen. Exakt das ist nun in der ARCHE passiert: Kabarettist Martin Frank, angesagt für Sonntag, 5. Mai, erleidet eine Stimmbandentzündung und kann nicht auftreten. Und das war am Samstagabend, und am Samstagabend erfuhr Inge Grein-Feil davon. Was tun? Was wird aus der ausverkauften Veranstaltung? Inge Grein-Feil zückte ihr Adressbuch und setzte alle Hebel in Bewegung. Und siehe da: Die Veranstaltung muss nicht abgesagt werden. Denn Musiker und Kabarettist Josef Brustmann erklärte sich bereit einzuspringen.

Und so kam es, dass die 130 Zuschauer in der ARCHE ein gänzlich anderes Programm erlebten als das angekündigte. Zufällig hat auch Josef Brustmann, dem ARCHE-Publikum ja bereits aus verschiedenen Veranstaltungen bekannt, ein neues Programm auf Lager, das gerade Premiere hatte. Und damit war er letztlich mehr als ein Ersatz: Über zwei Stunden lang unterhielt er auf das Beste.

Kauf die roten Schuhe!

Und wie immer hatte er auch dieses Mal sein Sortiment an Instrumenten mitgebracht: Zither, Bandoneon, Kuhglocken, das von ihm selbst entwickelte Reise-Alphorn, mit dem er zum Ende der Show eine geradezu sportliche Performance hinlegte. Bis dahin erfuhr das Publikum einiges über den schon legendären Schuh-Tick von Frauen, mal nonchalant gekontert: „Das Leben ist kurz, kauf die roten Schuhe“, wie sich das Großhirn vor Blackout überlisten lässt, die Qual der Wahl im reichhaltigen Katzenfuttersortiment, in dem die Geschmacksrichtung „Maus“ gar nicht vorhanden ist, und ordentlich eingedroschen wurde auf Merkel, Dobrindt, Scheuer, Söder & Co.

Und das Publikum erfuhr viel aus der Vita Brustmanns. Munter plauderte er von seiner Kindheit, in der mehr gesungen als geredet wurde, vom Froschkanon, den er bei der Aufnahmeprüfung mit den Prüfern einstudierte, aus seinen zehn Jahren als Musiklehrer, von Familie und Freunden, von seiner Zeit beim Ensemble „Bairisch-Diatonischer Jodelwahnsinn“.

Bayerisches Gstanzl

Und wie immer beließ es Brustmann auch nicht beim Reden über Musik – der Abend hatte reichlich davon im Programm. Gstanzl über einen Abend in Texas gab es, alte bayerische Volkslieder in einem Dialekt, der nach Brustmanns Aussage auch in Oberbayern nicht verstanden würde, „Highway to Hell“ auf der Zither, die Melodie des Münchener Glockenspiels auf Kuhglocken reproduziert, vom Publikum mitgesungen. Dieser Gesang war eingefordert und sorgfältig einstudiert, ein anderer kam jedoch völlig spontan und sorgte für einen geradezu andächtigen Moment im ansonsten mit Satire, Witz und Nonsens gespickten Programm: Auf der Zither spielte Josef Brustmann „Sound of Silence“ und das Publikum begann kollektiv mitzusummen. Das war schon richtig feierlich, daran konnte auch die mitgebrachte schillernde Disco-Kugel nichts ändern.

Am Ende bedankte sich Josef Brustmann beim erkrankten Martin Frank, der ihm „so ein tolles Publikum geschenkt“ hatte. Der Dank des Publikums war den ganzen Abend über spürbar in Lachen, Gesang und Applaus. Und das galt nicht nur für das spontane Einspringen, sondern für den auch so gelungenen Abend.