Kleine Maus sucht große Liebe


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 09.04.2019 08:00 Uhr


Olaf Bossi brachte das Publikum in der ARCHE zum Lachen und Singen.


Begeisterte in der ARCHE mit seiner Harmoniesucht: Kabarettist Olaf Bossi.
Begeisterte in der ARCHE mit seiner Harmoniesucht: Kabarettist Olaf Bossi.

Nomen est Omen „Harmoniesüchtig“ heißt das Programm, mit dem Kabarettist Olaf Bossi am Sonntagabend in der Arche auftrat. Der Name trifft ins Schwarze, und das sogar in zweierlei Hinsicht. Denn Olaf Bossi könnte sich auch das Etikett „Liedermacher“ anheften, so eingängig sind seine Harmonien. Und alles, was das Publikum dabei zu hören bekam, hatte Olaf Bossi, das gab er frank und frei zu, aus dem Leben gegriffen, und zwar aus seinem eigenen.

Er sprach damit ganz offensichtlich auch aus dem Leben der rund 120 Zuschauer, denn sie amüsierten sich köstlich über seine Betrachtungen, noch mehr über die eingängigen und witzigen Lieder. Frauen beispielsweise, die heutzutage mühelos jede Lücke beparken und Abseits erklären können, aber .dennoch, ganz wie eh und je tausend Schuhe brauchen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Ein Mann dagegen benötigt gerade mal drei Paar – und zwei davon stehen im Schrank. Kinder, deren Alltag vollgestopft ist mit Schule, Tennis, Geige, Mandarin, und die davon träumen, wenn sie groß sind, richtig Kind zu sein, und Eltern, die sich fragen, ob sie schlechte Eltern sind, wenn sie all das nicht von ihrem Nachwuchs fordern – Olaf Bossi schafft es, Nachdenkliches in heitere Musik zu verpacken und doch den tiefen Sinn darin nicht zu überdecken.

Auch die „kleine Maus“, mit der es Olaf Bossi als „Das Modul“ in den 1990er Jahren in die Hitparaden schaffte, findet sich im Programm, jetzt allerdings, auch mit Strophen. Damals, plaudert Bossi, sei das gar nicht gewünscht gewesen, für einen der seinerzeit angesagten „Happy Raves“ habe ein ausgiebiger „Lalalalala“-Part genügt. Jetzt hat die kleine Maus beim digitalen Rendezvous also noch ein paar muntere Verse erhalten, und das Publikum sang beschwingt mit –„Lalalala“ ist schließlich zeitlos und leicht zu merken.

Auch um das Mitsingen bei „Im Stau“ muss Olaf Bossi nicht lange bitten, auch wenn der Gesang durch ständige Lachanfälle gestört wird; eine Pointe jagt die nächste in diesem jahrelangen Stau, in dem der „Just-Married“-Aufkleber des Vordermanns durch „Emma, Ben und Luca an Bord“ ersetzt wird. Bei „Paese di miei“ allerdings kommt durchaus Urlaubsstimmung auf: In seiner zweiten Muttersprache besingt der deutsch-italienische Künstler seine beiden Heimatländer und das klingt so sanft und einschmeichelnd und nach Meer, dass man niemals einen gebürtigen Stuttgarter dahinter vermuten würde. Der Abend vergeht, das dürfte dem Künstler gefallen haben, in schönster Harmonie und Laune, woran die hervorragende Zugabe nicht unschuldig war: Beim Schlaflied lief Bossi nochmal zur Hochform auf und sang und sang, weil das Kindlein partout nicht schlafen wollte, obwohl der Mann im Mond schon seine Sonnenbrille rausholt. Die Appetithäppchen auf das neue Programm von Olaf Bossi „Endlich Minimalist. Aber wohin mit meinen Sachen?“ machten Lust auf ein Wiedersehen. Harmoniesucht kann ansteckend sein.