Macbeth ist kein Burger


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 08.01.2015 09:19 Uhr


Kabarett-Matinee in der ARCHE: Inka Meyer auf der Suche nach dem Alpha-Softie


Gesucht wird der Traummann, gewissermaßen ein Alpha-Softie: Inka Meyer servierte ein (auch männertaugliches) Frauenfrühstück als Kabarett-Matinee in der ARCHE
Gesucht wird der Traummann, gewissermaßen ein Alpha-Softie: Inka Meyer servierte ein (auch männertaugliches) Frauenfrühstück als Kabarett-Matinee in der ARCHE


Bei Frauen von heute ist der Orgasmus echt, dafür sind die Backkünste vorgetäuscht: Solcherlei Erkenntnisse servierte Inka Meyer bei ihrem kabarettistischen Frauenfrühstück in der ARCHE, dem Kabarett am Feiertag, das als Matinee stattfand.

Zahlreich war das Publikum in der ARCHE, zahlreich waren auch die Erfahrungen in einem modernen Frauenleben, das zwischen Kaffee, Bioladen und Spielplatz gewissermaßen in einem Dauerlauf, mit Bohrmaschine, Waschmaschine und Yogamatte kämpfend, die Frau von heute nur noch japsen lässt.

Denn: Frau von heute muss alles alleine machen. Haushalt, Karriere, Kinder. In letzterem Fall natürlich die Erziehung der Kinder, das Machen hingegen – zunehmend ein Problem, wie Inka Meyer beobachtet hat.

Zwischen   Eisprungbeobachtung und systematischer Keimzellenübergabe kaum noch Raum für Sex. Mit wem auch? Kann frau scharf werden bei jemandem, der das scharfe „S“ nicht kennt, wie sich beim Sex-Chat herausstellt?

Gesucht wird also der Alpha-Softie, der ultimative Traummann dieser Zeiten, eine Mischung aus Macho und Softie, also ein Machie.

Und zwischen den Phasen Traummannsuche, Traummanntest und Traummannverwandlung in den Ex muss frau ja auch immer noch arbeiten.

Inka Meyer beispielsweise hat als Theatermacherin Nora „Der Widerspenstigen Zähmung“ zu inszenieren und hadert mit diesem Schicksal, denn was können uns Shakespeare und Männer wie Petruccio, der sein Käthchen als alles, also Landgut, Acker, Vieh und Hausgerät sieht, und Frauen wie das eigentlich doch widerspenstige, aber nach schallender Ohrfeige noch immer sanftmütig dreinblickende Käthchen heute noch sagen?

Viel, denn Inka Meyer, hat einige Parallelen aufgespürt: Auch heute finden sich Frauen allzu gern in ihrer Opferrolle wieder, treten beim leisesten Lüftchen von vorn auf der Karriereleiter den Rückzug an und sehnen sich nach dem unbefristeten Vertrag namens Trauschein, der auch im Falle der Scheidung lebenslanges Einkommen garantiert.

Viel steckt drin in „Kill me, Kate“, dem Programm der ausgebildeten Schauspielerin, ein bisschen venezianischer Bushido namens Othello, ein bisschen Johannes von Orleans, ein bisschen Heidi Klum und Botox to go, ein bisschen Barbie und die Frage:

Wie kann eine Erdbeere ihre poli­tische Intention vorbringen?

Nonsens und Tiefsinn wechseln sich genauso ab wie platte Gags mit subtilen Pointen. Und am besten ist Inka Meyer dann, wenn sie in verschiedene  Rollen schlüpft, die der Ophelia beispielsweise, an der Seite von Hamlet, dargestellt von einem Mops, oder die von Romeo und Julia in der berühmten Balkonszene, die hier freilich nicht ganz so romantisch-liebevoll ausfällt.

Wenn Inka Meyer diese Lebendigkeit und ihr gehöriges parodistisches Talent über das ganze Programm durchzöge, dann wäre Dauerlachen gesichert. Sie verfiel jedoch über weite Strecken in einen Erzählton, der, ob seiner Alltäglichkeit nicht unbedingt aufhorchen ließ, was auf Kosten so mancher Pointe und manchen Wortwitzes ging.

Und dann gab es eben doch wieder solche Sätze, die wirkten, verblüfften und das Lachen geradezu herausforderten: Warum, fragte Meyer beispielweise, sind soziale Berufe schlechter bezahlt als solche asozialen Berufe wie Chefbanker? Oder auch solch schlichte, aber gut gezündete Knaller wie: „Nein. Macbeth ist kein Burger.“

Und als Menü gibt’s ihn auch nicht – es sei denn, Inka Meyer richtet ihn an und serviert ihn mit allerlei Raffinessen wie Ulknudeln in Opferrollen an Muttermilch mit reichlich Glamourzucker.