„Schau mer mal:“ Mit Franz Beckenbauer, Schröder und „Angi“ schaut HG Butzko in der ARCHE gen Fußball-WM 2006
Nein, zu seiner kindlichen Prägung steht er: Hans Günter Butzko ist gegenüber der Schalke-Arena aufgewachsen. Flach gespielte Bälle wie hohe Flanken beherrscht er in seinem Kabarettprogramm, das er jetzt in der Dischinger Arche vorgestellt hat. Gut drauf – „Macht Party“. In seinem politischen Kabarett zeigt er seine Vielseitigkeit – als defensiver Verteidiger („Ich bin froh, in diesem System auf gewachsen zu sein“) wie in aggressivem Vorwärtsdrang – insbesondere gegenüber George „Troubleyou“ Bush. Das Dischinger Publikum folgte ihm ohne Proteste – er kommt wieder.
Ein Kabarettist, das ist sein Beruf, teilt aus. Doch Butzko kann auch einstecken – von seiner „Leidensfähigkeit“ berichtete hernach „Hausherr“ Siggi Feil: Zusammen hätten sie das Match VfB gegen Schalke (3.0) gesehen – nicht stimulierend für Butzko. Doch was ein rechter Profi ist.
Der Ruhrpottler hatte eingangs sein ihm wohl zunächst schwer einschätzbares Dischinger Publikum (zuletzt aufgetreten ist er in Berlin) ein wenig abgetastet. Wie weit kann er hier gehen? Den Papst erwähnt er so nur einleitend – und in harmlosem Kontext.
Politisches Kabarett macht dieser HGB – doch was will er sagen oder erreichen? Das ist zunächst nicht ganz klar, denn die Attacken zum Ende der Spaßgesellschaft geraten dem „Satire-DJ und Pointen-Dealer“ eher harmlos. Wenn er den Berliner Journalisten Peter Hane als „Wellensittich des ZDF“ und Franz Beckenbauer als „käufliche Laberbacke“ charakterisiert – wen juckt das?
Und wenn er von seiner Jugend „auf Schalke“ und frühen Fußball-Sammelbild-Prägungen erzählt – er sagt ja selber, und das spricht für ihn, dass er in einem guten, friedlichen Umfeld aufgewachsen ist.
Leidenschaft übermannt ihn freilich, wenn er, in kabarettistisch verfremdeter Form, über Kindheiten in der Dritten Welt berichtet, wenn er Armut, Ausbeutung, Terrorismus thematisiert. Schaurig-sinnhaft sein Dialog zwischen dem 3.Welt-Kasperle Bombi und dem arbeitslosen Proll „Jupp“. Da wird er schneidend – sein Publikum lauscht gebannt.
Und ein wenig befremdlich wirkt, aus diesem thematischen Umfeld, sein „Ich frag ja nur“ zum Anschlag von 11. September.
Aber gerade diese Divergenz der kabarettistischen Mittel und Themen macht den Reiz Butzkos aus. Und wenn die Wege seines aktuellen Programms immer wieder nicht nach Rom (verfänglich im katholischen Dischingen), sondern zur Fußball-WM 2006 führen, hat er ja viele pointensichere Fluchten.
In diesem Zusammenhang wird auch seine Kritik an Schröder und Schily („vom Links-Verteidiger zum rechten Stürmer“) wohlfeil; „Angi“ bzw. Stoiber werden da noch nachdrücklicher bedrängt – zumal bei seinem Lieblings-Sturmlauf gegen den Irakkrieg.
„Berlin ist nicht so . . – beschaulich wie Dischingen“, charakterisiert Butzko einen Genuss dieses wohl auch für ihn ungewöhnlichen Abends. Der Genuss schien beiderseitig.