Kittelschürzen inklusive


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 03.06.2007 15:01 Uhr


Höchst amüsant: Sabine Essinger in der ARCHE


Hatte die Lacher auf ihrer Seite: Sabine Essinger in der ARCHE
Hatte die Lacher auf ihrer Seite: Sabine Essinger in der ARCHE

Was hat der Schwabenkosmos nicht alles zu bieten! „Schwabenkosmos“ lautet nämlich der Name des Programms, mit dem Kabarettistin Sabine Essinger in der ARCHE in Dischingen die Lacher nur so einsammeln konnte. Wobei der Name eigentlich „Schwäbinnenkosmos“ lauten müsste. Denn Essinger frönte in wilden Perücken- und Kostüm­tausch­aktionen der Renaissance der Kittelschürze, am besten gleich zwei übereinander, damit der untere geschont bleibt, falls denn was drunter sei, was sich zu schonen lohnt. Sprach’s und sang’s, die Essinger, die die Mundart der Schwäbinnen so herrlich keifend, aber auch auf Honoratiorenschwäbisch getrimmt oder als arrogante Okö-Tussi höchst variantenreich drauf hat.

Als Putzfrau etwa, ohne die im „Flecka nix lauft“, weil sie den Bürgermeister voll im Griff hat, auch wenn er so laut telefoniert, dass sie den Staubsauger nicht mehr hören kann. Als Emanze, die weiß, „wenn Dein Typ bei Dir das erschde Mal einen fahren lässt, dann isch er ankomma“. Als Nachbarin, die an Frau Müller-Thurgau aus dem Jet-Setle-Hemmersgschafft sowohl die Haut eines alten Gartenhandschuhs bemängelt wie auch die allzu große Freizügigkeit im Bikini.
Als Cosima Fleischle, die der Klimakteriumskatastrophe furchtlos ins Auge blickt: „Wer’s ned verträgt … g’sonde Auslese“. Als stolze Bonsaibesitzerin, die ihre Zucht gerne mit Resten vom
GS-Gipfel-Zaun schützen möchte und deshalb einfach mal direkt bei Angela Merkel durchklingelt. Und die alte Frau, die sich von „S’Leba isch koi Schleckhafa“ über „Ma muaß nehma wie’s kommt“ bis „Solang mr no jeden Tag aufstanda ka“ durchfloskelt.
Der kleine Junge, der es auch nicht richtig findet, dass er mit dem Klappmesser in die Krabbelgruppe geht, aber Knarren gibt’s ja erst ab 18. Die Prostituierte, die ihre Sozialarbeit an der Basis liebt, weil man so „unter d’Leit kommt“. Und das sogar als Kittelschürzendesignerin der Marke „Kittelette“, bauchfrei und mit Bauchnabelpiercing. Da kann dann praktischerweise das Putzwerkzeug eingehängt werden.

Und das ist ja das alte Leid einer Schwäbin: dass man vor lauter „z’ammkehra, abstauba ond raus­wischa“ gar nicht zum Putzen kommt. Und dass es Weibsbilder gibt, die sich zum Ratsch auf der Straße ohne Rechen, Häckle oder Besen treffen. Da bewahrheitet es sich eben abermals: „Au die beschde Kittelschürz ka koi reig’schmeckt’s Saumensch veredla.“
Dem schwäbischen Grundsatz „Ma muaß ja ed immer schwätza, wenn’s oim im Mund langweilig isch“ zum Trotz: Sabine Essingers Schwertgosch läuft und läuft und läuft, und wenn sie nicht läuft, dann singt sie, spielt Gitarre oder bläst Dudelsack. „II silenzio“ beispielsweise oder „Ameisen im Käs“, besser bekannt als „Amazing Grace“. Und wer bis dato glaubte, die nüchterne Schwäbin habe es nicht so mit der Erotik, den belehrt Sabine Essinger mit beeindruckendem Stöhnen eines besseren: Oh ja, die Schwäbin ist durchaus lustempfänglich. Wenn die Sonne scheint. Und sie Fenster putzen kann.
Sabine Essinger bot einen zweistündigen Spaß nach Schwabenart: So viele Personen gesehen – und nur eine bezahlt.