Immer wieder durch den Wald


Bericht von Stefanie Kirsamer/Heidenheimer Zeitung vom 21.10.2014 10:19 Uhr


Uli Keuler war auch in der ausverkauften Hammerschmiede in Königsbronn eine kabarettistische Wucht


Mann mit staubtrockenem Humor: Uli Keuler
Mann mit staubtrockenem Humor: Uli Keuler

Ohne Firlefanz, nur er und ein Stuhl – mehr Requisiten brauchte der schwäbische Kabarettist Uli Keuler für sein Programm „Uli Keuler spielt…“ nicht. Trotzdem schlüpfte er an diesem Abend in der Königsbronner Hammerschmiede in mehr als ein Dutzend verschiedene Rollen. Unter anderem war er: Angeklagter mit Hang zur Nostalgie, esoterischer Urlauber, Muttersöhnchen mit Affinität zu Ritterspielen oder ein überfürsorglicher Vater. Uli Keuler schaffte es einfach nur durch seine Stimme und seine Mimik, den unterschiedlichsten Protagonisten ein Gesicht zu geben.

Dass Keuler dies in der Ham­merschmiede in Königsbronn schaffte und nicht in der ARCHE in Dischingen, lag daran, dass es seit 30 Jahren den Verein „Freunde schaffen Freude“ gibt, der sich unter anderem auch über die Kleinkunst in der ARCHE finanziert und Prinzipalin Inge Grein-Feil anlässlich des Jubiläums die Gastspiel-Tour „ARCHE auf der Rutsch“ angestoßen hat.

Deshalb also Königsbronn statt Dischingen. Was nichts daran ändert, dass Uli Keulers Geschichten nicht etwa außergewöhnlich sind. Jeder hat das eine oder andere davon schon selbst miterlebt oder kennt Personen, die so sind oder zumindest zum Teil. Trotzdem liebte das Publikum die Erzählungen des Schwaben. Vermutlich ist es aber genau das, was Keuler von Stereotypen und Klischees erzählt, was auch den Charme und den Witz von Keuler ausmacht.

Wunderbar, wie trocken und überspitzt der Kabarettist über die kleinen Ereignisse des täglichen Lebens herziehen kann. Er karikiert darin zwar Menschen und spielt mit den Klischees, aber nie auf eine bösartige Weise. Zudem weiß Keuler, wie er mit dem schwäbischen Dialekt umgehen muss. Er macht sich aber keineswegs über diesen lustig, sondern durch das Schwäbische werden die Geschichten noch authentischer.

Besonders hübsch ist seine Szene über die „Küche der Zukunft“. Keuler schlüpft darin in die Rolle eines Ehemannes, der seiner Frau eine Hightech-Küche gekauft hatte und nun damit konfrontiert wird, dass Technik das Leben nicht unbedingt einfacher macht. Herrlich, wenn er dein Herd, dem „Bürschle“, zeigen will, wo es lang geht.

Keuler scheut sich auch nicht davor, politische Themen wie den Nationalpark im Schwarzwald oder Stuttgart 21 zu verspotten. So erzählt er aus der Sicht eines Vaters im Jahr 2050, wie man dann in den Urlaub fährt. Der Schwarzwald, dann „Nature Ski Resort – Black Porest“, wird den ganzen Tag mit Schneekanonen beschneit, und zu Weihnachten werden 2000 Fichten mit Lametta behängt. Nebenbei wird der 40. Geburtstag der Stuttgart-21-Baustelle gefeiert.

Aber das Beste kam zum Schluss, Keuler hatte sein Programm eigentlich schon beendet. Doch die Zuschauer wollten mehr. So gab es die erste Zugabe:

„Der Mann und die Bügelwäsche“, eine Parodie auf Ernest Hemingways Roman „Der Mann und das Meer“. Bei Keuler kämpfte der Mann nicht mit einem riesengroßen Fisch, sondern mit dem Bügeln seiner Hemden. Unnachahmlich, wie Keuler es schaffte, die dramatische Geschichte von Hemingway in eine lustige Episode des Alltags umzuwandeln.

Danach war eigentlich Schluss – man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Doch das Publikum hatte immer noch nicht genug, so kam Keuler ein weiteres Mal auf die Bühne. Nun kam, was alle zum Schluss noch hören wollten. Keulers Standardwitz, der immer den Abend beendet: „Goht a ma in da Wald …“ Wunderbar, wie Keuler den ach so schlechten Witz durch seine eigene Reaktion auf das Publikum und pure Selbstironie zum Brüller des Abends machte.