Johannes Flöck begeisterte in der ARCHE mit kabarettistischen Ratschlägen fürs Altern
Wenn die Zeit vergeht, verändert man sich unweigerlich. Und weil sich die Uhr des Lebens nicht anhalten lässt, sollte man das Älterwerdert mitsamt seinen Tücken mit viel Humor nehmen. Das tut auch Johannes Flock, Metzgerssohn und Kabarettist aus Koblenz, in seinem neuen Programm „Neues, vom Altern“. Die Lach-Muskeln der Zuschauer in der ausverkauften ARCHE strapazierte er damit am Sonntag jedenfalls aufs Äußerste.Flöck ist mittlerweile 48 und hat sich angewöhnt, „die Welt mit anderen Augen zu sehen – dank nachlassender Sehstärke“. Und wie er diese Welt momentan sieht, das versuchte er dem Publikum gekonnt selbstironisch anhand von Alltagsbetrachtungen zu erklären. Eine seiner Freuden im Alter sei beispielsweise, die Apothekenumschau zu lesen. Seit einiger Zeit beschäftige er sich mit der „Senioren-Bravo“, um sich in Sachen Gesundheit auf dem Laufenden zu halten. Die Zeitschrift habe ihm bestätigt: „Der Müßiggang ist die Mutter aller Kreativität.“Genau aus diesem Grund hat sich Flöck in einer Welt, in der alle gehetzt durchs Leben gehen, seine zwei größten Talente bewahrt: „Liegen und Schlafen.“ Gepaart mit Atmen grenze das ja fast schon an „Multitasking-Meditation“. Er bezeichnet sich selbst auch nicht als faul: „Ich bin oft müde. Wenn ich liege, dann geht’s.“ Seine neu gewonnene Affinität zur Gesundheit bezeugt auch eine App: „iDoctor. Die sagt mir, wie viele Schritte ich heute schon gelaufen bin, wie viel ich getrunken habe, wie ich mich gesund ernähre.“ Dadurch habe Flöck sogar das „Männerobst Wassermelone“ für sich entdeckt. Da hat man drei in einem: „Du isst, du trinkst und du wäschst dein Gesicht.“Außerdem hat der Kabarettist mit der unverkennbaren Mimik erfahren, dass das Singen gut für das Herz-Kreislauf-System ist. Nur „für, die Ohren vielleicht nicht“. Ihm persönlich liege das Singen allerdings nicht so. Doch selbst das hielt den Wahl-Kölner keineswegs davon ab, eine kleine Hymne anzustimmen, bei der er auch die Zuschauer zum Mitsingen animierte: „Das alles und noch viel mehr, würd‘ ich machen, wenn ich König der Alten wär!“ Sogar als Hip-Hopper, wahlweise auch „Hip-Opa“, versuchte er sich: „Grandmaster Flöck is in da house.“ Und, ein Tipp für angehende Sänger: „Wenn man Granufink mit Wodka trinkt, singt man wie Udo Lindenberg.“ Ratschläge hatte der mitunter recht süffisante Comedian ohnehin jede Menge auf Lager. „Ich lerne dann aus den Fehlern derer, die meine Ratschläge angenommen haben verkündete er, .Besonders gerne gibt er Tipps, wie seine Zuschauer ihr Sexleben wieder etwas aufpeppen können. Ein konkretes Beispiel: das Vorspiel. Hier sei der Mann gefragt. Er soll strippen. Am besten bei schmeichelhartem Licht. Kaum ausge-sprochen, schon wurde die ARCHE auf Zuruf in rotes Licht getaucht. Flöck drehte seinem Publikum den Rücken zu und bewegte sich zum Klang der erotisch angehauchten Musik; Der Gürtel verließ die Schlaufen der Hose. Gespannt und belustigt warteten alle ab. Er wandte sich wieder der Menge zu. Die Mimik sprach Bande, „Der Rest ist Phantasie“, beendete er seine Einlage.Auch sonst bezog er das Publikum immer wieder amüsant mit ein. Der jüngsten Dame erzählte er, dass garantiert einige Männer im Raum sitzen mit Unterwäsche am Körper, „die älter ist als du.“ Als eine Flasche umfiel, fragte er besorgt nach: „Alles gut? Ist die Kontaktlinse raus?“ Einer Dame, die sich vor Lachen kaum halten konnte, bot er sogar an, den Krankenwägen zu rufen, falls es zu schlimm werde.Großes Thema war auch Flöcks Freundin, über die er äußerst unterhaltsam erzählte. Besonders wenn es um Sport geht, kann er nämlich nicht mit ihr mithalten. „Ich bin kein Stehauf-Männchen, eher ein Schlafsack“, sagte er nüchtern. Vor allem dem Out-door-Trieb der Partnerin steht er skeptisch gegenüber, ist er selbst doch mehr der „Indoor-Coucher“. „Draußen kann auch von innen schön sein“, schließlich dürfe die Couch ja auch nicht vernachlässigt werden. Überhaupt sei sie ein magischer Ort: „Da kann ich mich an alles erinnern, was ich noch erledigen wollte.“ Doch auf diese Erkenntnis folge nur allzu schnell der „Fluchtschlaf“. Nichtsdestotrotz habe er jetzt Yoga für sich entdeckt und „ich gehe laufen.“ Wobei die Betonung auf „gehen“ liege, wenn ihn wieder zwei Damen mit Nordic Walking Stöcken überholen.Am Ende hofft der charmante Kabarettist beim Altern auf die Gene seines Großvaters: Der wurde nämlich 91. Vielleicht mit Gehirnjogging, wenn sich sein Gehirn nicht wieder verläuft. Überhaupt, sagt Flöck, ist er ja, jetzt in;einem Alter, in dem er schon von Luft verletzt wird. So zumindest beschrieb er mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Zug, den er sich beim Schlafen mit offenem Fenster eingefangen hatte. „Der Kopf macht eben Vorschläge, die kann der Körper nicht mehr erfüllen“, beteuerte er. Der lockeren, sympathischen Art konnten die Zuschauer in Zeiten; in denen Happy und Birthday getrennte Wege gehen, dem Altern sicherlich auch einige positive Aspekte abgewinnen.