Fonsi regt sich auf


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 03.06.2008 00:00 Uhr


Kabarettist Springer wütete in Dischingen



Eigentlich will er vor allem seine Ruhe. Aber die lässt man dem Neuschwansteiner Kassenhäuschenwärter „Fonsi“ nicht: Kabarettist Christian Springer in der Dischinger ARCHE. (HNP)


Ein bisserl nervös ist er schon, der Fonsi alias Christian Springer, der am Sonntag extra sein Kassenhäuserl in Schloss Neuschwanstein verlassen hat, um in Dischingen in der ARCHE vor fast ausverkauftem Haus zur Stelle zu sein.

Und der Fonsi regt sich auf. Über das Führungs­tandem Huber/Beckstein natürlich, das ja von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, weil doch nichts herauskommen kann, wenn ein katholischer Niederbayer und ein evangelischer Franke alles niedertreten. Darüber, dass Amerikaner in Berlin einen Film über Stauffenberg drehen – klar: Erst sind die Deutschen zu blöd, den Führer wegzu­bla­sen, dann zu blöd, einen Film darüber zu drehen. Aber er wird sich rächen: Wenn in den USA die Clinton-Affäre verfilmt wird, wird er höchst­per­sön­lich Guido Westerwelle als Monica Lewinsky hinschicken.
Er regt sich auf, dass Wissenschaftler zwar berechnen, wie viel Strom der Fernseher im Stand-by-Betrieb verbraucht, aber nicht, wie hoch der Aufwand bei laufendem Fernsehapparat ist, und zwar sowohl an Strom als auch an Gehirn­zellen, die bei dem Schwachsinn absterben. Warum, so fragt aufgeregt der Fonsi, warum tragen Fernseher keine Schilder „Fernsehen schadet der Gesundheit“?
Dabei will der Fonsi doch einfach seine Ruhe haben. Aber nein, wenn gar nichts ist, kein Eisbär und kein Braunbär, dann kommt garantiert Herr Schäuble angerollt mit seinem gebetsmühlenartigen „Ich habe Hinweise auf terroristische Anschläge“: „Dass der sich ned blöd vorkommt, dass der jedes Jahr dasselbe redet“, schimpft der Fonsi und hat Angst, dass der Schäuble irgendwann vor lauter Frust über Hinweise, die sich nicht bewahrheiten, selber mal einen Anschlag verüben wird.
Große Angst hat er auch davor, dass die Russen schließlich auch das Oktoberfest aufkaufen und die ganze schöne Gaudi in russischer Melancholie statt im Bier ertränken. Mordsmäßig regt er sich auf, der Fonsi, und er schüttet seine Wut in einem explosiven Pointenhagel übers Publikum aus.
Dazwischen spielt der Fonsi auf seiner Zither „gar greisliche Lieder“ und schließlich holt er aus zum ganz großen ultimativen Paukenschlag: Klimakatastrophe. Was passiert dann? Fonsi weiß es, und mit schier überschlagender Stimme malt er die Vision aus, die Vision von der sofort einsetzenden Live-Klimakatastrophen-Gala mit Schaltungen in die unbedeutendsten Dörfer der Welt. Dazwischen jodelt Florian Silbereisen, während Günther Jauch moderiert und den „Goldenen Eisberg für die Rettung des Kleinklimas in einem Vollbart“ an Reinhold Messner verleiht. Johannes Heesters wird wieder belebt, weil seine Frau das Geld braucht, im Hintergrund kochen Lafer, Mälzer und Schubeck das Klima­kata­stro­phen­menü, und Bob Geldof und Elton John singen die Hymne zur Weltrettung „Eisbär, leb!“.
Der Fonsi singt gleich mit, das Publikum auch, und der arme Fonsi, der doch so gerne seine Ruhe hätte, er kriegt sie halt auch nicht vom Publikum: Der Riesenbeifall macht Zugaben unumgänglich. Schließlich, das hat der Fonsi bestätigt, ist die ARCHE und ihr Publikum in Kabarettistenkreisen ganz hoch ange­sie­delt. Und das ist doch auch beruhigend: Dass es Dinge gibt, über die sich Fonsi nicht aufregen muss.