Fixes „Kerlchen“ mit Niveau


Bericht von Stefanie Lehnert, Heidenheimer Zeitung vom 06.01.2008 16:44 Uhr


Der Kabarettist Philipp Weber in der ARCHE



Fixes Kerlchen: Der physisch wie mental sehr bewegliche Kabarettist Philipp Weber war mit seinem „Honeymoon- Massaker“ in der ARCHE.

Der Sohn von 68er- Aktivisten legte sich bevorzugt mit Zeitgeist- Untiefen und -Überkorrektheiten an. (HNP-Dr. Allenhöfer)
Der Sohn von 68er- Aktivisten legte sich bevorzugt mit Zeitgeist- Untiefen und -Überkorrektheiten an. (HNP-Dr. Allenhöfer)

Kommt es einem nur so vor, oder sind Männer wirklich selten um eine Ausrede verlegen? Oder vielleicht wird das scheinbar stärkere Geschlecht auch nur falsch verstanden?
Philipp Weber äußerte sich in der ARCHE wirklich nicht missverständlich.
Der junge Kabarettist, der sein Programm „Honeymoon Massaker“ präsentierte, war nicht nur gegen das Heiraten, sondern auch gegen Nachwuchs.
Gründe hatte er dafür eine Menge parat. Oder waren es doch nur Ausreden?

Immerhin, Philipp Weber wusste, warum er es überhaupt nicht für nötig hielt, dafür zu sorgen, dass die deutsche Bevölkerung nicht ausstirbt. Und weil der Mann studierter Biologe und Che­mi­ker ist, mangelte es ihm auch nicht an Ideen, wie man das Nachwuchsproblem auch ganz anders angehen könnte. Als mehr oder weniger anschau­liches Vorbild diente ihm dabei die Tierwelt, in der es seiner Meinung nach viel unkomplizierter zugeht. Wobei man auch sagen muss, dass in den meisten seiner genannten Fälle eines der beiden Tiere nach erfolgreicher Paarung sein Leben lassen musste. Und in den meisten Fällen war es das Männchen.

Eigentlich war Philipp Weber auch nicht prinzipiell gegen das Heiraten und Kinderkriegen. Vielmehr störten ihn die ganzen Begleitumstände. So wusste er überaus amüsant darzustellen, welch grauenvolle Hochzeiten er schon durchstehen musste. Auch wenn man nicht wollte, irgendwie hatte er trotz seiner oftmals überzogenen Schilderungen Recht. Denn statt Eigenständigkeit trifft man bei vielen verheirateten Pärchen nur noch auf den Wir-Plural, eine gemeinsame Meinung und gutbürgerliche Zukunftspläne, die selbstverständlich das Häuslebauen mit einschließen.
Und er hatte mit noch etwas Recht: Als Single sollte man wahrlich auf keiner Feier auftauchen. Denn Fragen nach dem aktuellen Stand in Sachen Familienplanung können wirklich reinste Folter sein. Da bewahrheitet es sich wieder mal, man braucht wirklich keine Feinde, wenn man „besorgte“ Verwandt­schaft und Freunde hat.
Sein „Ärger“ galt aber auch der Familienpolitik in Deutschland. Denn zum einen solle man seine Kinder in die Krippe geben, um wieder ins Berufsleben einzusteigen, auf der anderen Seite gebe es aber gar nicht ausreichend freie Plätze. Sehr schön brachte Philipp Weber dann auf den Punkt, was das eigentlich Schlimme an der ganzen Sache ist: Gibt eine Mutter ihr Kind in die Krippe, wird sie oftmals als Rabenmutter betitelt. Bleibt sie jedoch zu Hause, bringt ihr dies ebenfalls Kritik ein.

Doch vor allem eines muss man dem jungen Kabarettisten hoch anrechnen. Statt sich wie viele Comedians mit einer Klischee-Schlacht zu begnügen, waren seine Argumente zwar oft sehr gehässig und überzogen, aber zumindest auf einem gewissen Niveau. Auch wenn seine Vorbehalte sicher nicht für jeden nachvollziehbar waren, er wusste sie wenigstens schlagfertig zu untermauern. Zudem ließ er zum Schluss keinen Zweifel offen, dass ihm zum einen seine konsequente Ablehnung nicht unbedingt zugute kommt, dass er sich andererseits aber selbst nicht ganz so ernst nimmt. Ausrede hin oder her.