Ein Treffer nach dem anderen


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 08.05.2018 14:39 Uhr


Die Schweizerin Lisa Catena erwies sich bei ihrem Auftritt in der ARCHE gewissermaßen als Wilhelm Teils Erbin.


Aus der Schweiz und nicht auf den Mund gefallen: Kabarettistin Lisa Catena.
Aus der Schweiz und nicht auf den Mund gefallen: Kabarettistin Lisa Catena.


„Was haben Kirche und Kabarett gemeinsam? Das Publikum ist grauhaarig und schwerhörig“ – und zack hatten die rund 120 Zuhörer am Sonntagabend gleich zu Beginn ihr Fett weg. Und dabei trug das Programm der Schweizerin Lisa Catena den so nach Gemütlichkeit klingenden Titel „Zu Gast bei Freunden“. Doch auch ihr so hinreißend zelebrierter Schweizer Akzent mit reichlich „CH“ – „Das kleben wir uns sogar aufs Auto“ – konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Wenn sie loslegt, ist es aus mit der Gemütlichkeit.

Sie, die seit den 1980er Jahren jede Hysterie vom Waldsterben bis hin zum Nitrat im Kopfsalat in schönster Gelassenheit an sich vorüberziehen ließ, wünschte sich heute, die Befürchtungen um Waldsterben hätten sich bewahrheitet. Denn dann gäbe es weniger Bäume und damit weniger Papier, das in all seiner sprichwörtlichen Geduld für jede noch so inhaltslose Trump-Tourette oder die Aufmerksamkeit heischenden Ausrufe beliebiger B-Promis herhalten müsse. Genüsslich zog Lisa Catena den Fall „Kuh fällt in Jauche“ durch die mediale Maschinerie, die vom Brennpunkt „Trauer bei Bauer“ mit Expertengespräch über Kuhdepressionen über den Live-Ticker vor Ort und erste Auswirkungen auf die Finanzmärkte schließlich bei „Jetzt spricht der Stier“ im. Hochglanzformat endet.

So sinnierte und philosophierte sie sich durch die Weltgeschichte und Gesellschaft und kam dabei immer wieder zu unerwarteten Wendungen und immer wieder kratzbürstigen Aussagen, die in .krassem Gegensatz zur Geschmeidigkeit der wortgewaltigen Volten standen. Als Schweizerin sei sie halt immer „a bizzli“ dagegen, das sei einfach so bei den Erben Wilhelm Teils. Was habe der für eine Mühe gehabt, den Österreicher loszuwerden – „na, wem erzähle ich das“. Und ebenso wie Teil zielt sie punktgenau und erreicht mit ihren Pointen eine immense Trefferquote. Und es hatte nicht den Anschein, als ob die Zuhörer schwer­hörig gewesen wären. Die prompt einsetzenden Lacher bewiesen das Gegenteil.

 

Am 22.5.18 erreicht uns folgendes Mail:

 

Liebe Inge, liebes Arche-Team, 

auch wenns schon zwei Wochen her ist: Ein herzliches Dankeschön für den schönen Abend bei euch! Es war mir eine riesige Freude und Ehre, euch alle kennen zu lernen. Danke, habt ihr mich so nett umsorgt und ich hatte einen tollen Abend mit euch und dem interessierten und wachen Publikum. 

Ich kam als Fremde in die Arche und als ich wieder ging, fühlte ich mich, als würde ich mich von guten Freunden verabschieden. Aber nicht nur das. Ich habe die Arche mit einem Gefühl von Demut verlassen. Wir Kabarettisten sind Leute des Wortes. Und oft bleibt es eben beim Wort. Worte können viel bewirken, daran glaube ich, sonst würde ich meinen Beruf nicht machen. Aber oft erschöpft sich unsere Kunstform eben im Wettern, im Empören, im Dagegen-sein. In der Arche habe ich Menschen kennen gelernt, die MACHEN. Die nicht das Gute fordern, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und das Gute tun und leben. Ich kann dir nicht sagen, liebe Inge, wie sehr ich dein Engagement bewundere und alles, was du mit deinem Team aufgebaut hast. 

Der Besuch bei euch hat vieles in mir angestossen. Die Frage, was Kabarett denn heute sein könnte. Wie ich als Kabarettistin nicht nur reden, sondern auch noch mehr bewirken kann. Diese Frage wird mich weiter begleiten, und ich will an dieser Frage dranbleiben. Ich danke dir dafür. 

Herzliche Grüsse aus der Schweiz, 

Lisa

www.lisacatena.ch

www.lisacatena.de