Als Unikat ein Einzelstück


Bericht von Siglinde Broich-Bernt - Heidenheimer Zeitung vom 17.04.2018 12:33 Uhr


Schwäbische Komik Der Liedermacher und Komiker Ernst Mantel forderte am Sonntag von seinem Publikum in der Dischinger Arche einiges an Konzentration – und Verständnis fürs Schwäbische.


Ernst Mantel begeisterte In der Dischinger Arche mit schwäbischen Liedern.
Ernst Mantel begeisterte In der Dischinger Arche mit schwäbischen Liedern.

Soloauftritte lieferten am Sonntag in der Arche in Dischingen  gleich zwei Männer ab. Inge Grein-Feil, die traditionell die Kulturabende anmoderiert, musste die kleine Bühne Ehemann Siggi Feil überlassen. Der machte seine Sache, um es mal in schwäbische Lobesworte zu fassen, net schlecht.
Ernst Mantel dagegen wurde nicht mit der Frage gelöchert, wo denn Heiner Reif sei, der Partner, mit dem der Gastspieler das schwäbische Künstlerduo „Ernst und Heinrich“ bildet. Beide feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges gemeinsames Bühnenjubiläum und sind Anfang Mai im Lokschuppen in Heidenheim zu erleben.
Schwäbisch ist bei Mantel Pflicht
Mit seinem Soloprogramm „Ernst Unernst“ hat Mantel ein mittlerweile preisgekröntes geschrieben. „Ha komm!“ (so offizieller Titel und Thema des Abends) wird er sich – selbst Betreiber einer kleinen Hausbühne ‚in Abtsgmünd-Laubach – gesagt haben. „Gell“, da geht noch was, und so hat er Nummer drei aufgelegt. Premiere wird am 18. Mai im Renitenztheater in Stuttgart sein. Kleine Kostproben hat der Musiker, Autor und Komiker dem Publikum häppchenweise „mal zum Test“ serviert und ganz offensichtlich den Geschmack getroffen.
Sich bei Ernst Mantel einfach nur genüsslich zurückzulehnen, das geht irgendwie nicht. Wer des Schwäbischen nicht mächtig ist, dem wird empfohlen, schnell eine Selbsthilfegruppe zu bilden. Generell heißt es: Konzentration, denn es gibt. reichlieh zu- tun für Auge, Ohr und Hirn. Mag auch mal ein kluger Mann gesagt haben: „Zitate sind das Eis für die Stimmung“, dann hat Ernst Mantel dies mittlerweile widerlegt. Der reiht sie auf und fädelt gleichzeitig eine Geschichte ein, damit man am Ende nun wirklich nicht sagen kann:
„Was Rednern oft an Tiefe fehlt, das ersetzen sie mit Länge.“ Aufs Korn genommen und entlarvt hat der Künstler   die   Schwadronierer, Schwätzer und Schwafler, hat mit dem Publikum brav geübt, „damit Sie etwas mit nach Hause nehmen können“. Es wäre also durchaus möglich, beim Abendessen über den Wein folgendes zu hören: „In der Nase etwas schwarzer Pfeffer und goldenes Heu, bei feinem Holz und toller Frucht.“
Songtexte aus dem Leben
Woher er all den (Un)sinn nimmt, wie er auf den ein oder anderen „Oberhammerblödsinn“  kommt? Die Antwort blieb Mantel dem Publikum selbstverständlich nicht schuldig: „Auf der Suche nach Songtexten kann das Leben sehr hilfreich sein. Manche Texte kommen einfach bei mir an, auch wenn sie intellektuell schwer zu recht¬fertigen sind.“ Belegt hat er das mit Liedern, Szenen und Erzählungen von Horscht und Gottlob, von Opa und Enkel im Wartezimmer eines Arztes, hat die Liebhaber von Anglizismen entlarvt und einen „Lesomanen“ bloßgestellt. Doppelt gemoppelte Tautologie – noch so eine Spezialität von ihm Ernst Mantel ist eben als Unikat ein Einzelstück, hält sich daran, dass Prioritäten Vorrang haben. Darum kam das Schlusslied vor der Zugabe und vor dem Schluss die Erkenntnis, dass aller Anfang schwer ist. Muss aber nicht.
Mantels Techniker war punktgenau und trug zu einem Abend bei, bei dem den Zuhörern schnell manches Licht aufgehen musste. Das Publikum jedenfalls war auf Zack. Das Thema des Abends „Ha komm“ schrieb es begeistert fort mit „Einer geht noch“. Dafür gab’s am Ende noch jede Menge des hundertfach zitierten „Handabatschs“.