Wenn in Dillingen „a oifache Kapell“ gastiert, kann es schon mal vorkommen, dass die Plätze im Stadtsaal restlos gefüllt sind. Alle scheinen zu wissen, dass die Mannen von „Herrn Stumpfes Zieh- & Zupfkapelle“ gnadenlos untertreiben, wenn sie sich in ihrem ersten Lied als solche ankündigen.
Tatsächlich wird gezogen und gezupft, was das Zeug hält, und „e Lättegschwätz“ und „blede Witz“ gibt’s noch obendrauf. Die vier großen schwäbischen Lausbuben, „Flex“ (Michael Flechsler), „Banano“ (Benny Jäger), „Manne“ (Manfred Arold) und „Selle“ (Marcel Hafner) ziehen über zwei Stunde lang ihre Schau auf der Bühne ab und es ist schwer festzustellen, auf welcher Seite das größere Vergnügen liegt. Für den Zuschauer sieht es so aus, als animierten sich die vier aus dem Stegreif zu immer neuen Blödeleien, bevor jeder von ihnen scheinbar wahllos eines der vielen Instrumente auf der Bühne greift und alle miteinander losmusizieren und -singen. Zum Liedthema kann alles werden. Die fragwürdige Arbeitsmoral des Maurers, „do fanga mer glei morga a“, Mamas, die schlagen, die Freuden des Rentnerdaseins und auch die Vorfreude auf das Wiedersehen mit einer Jugendschwärmerei. Kinderlieder werden musikalisch gegen den Strich gebürstet und dass man Schwäbisch auch unfallfrei in eine russische Melodie verpacken kann beweisen die vier Akteure im Lied „Mangolds Liese“. Eine Zigeunerweise wird „zackig, aber nicht zu zackig“ zum Besten gegeben, eine scheinbar einfache Gitarre klingt in den Händen eines der Kapellenmitglieder wie ein Banjo. Der Abend mit Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle erinnert ein wenig an die Betrachtung eines Wimmelbildes. Dauernd gibt es neue und überraschende akustische und visuelle Eindrücke. Unverfroren legen die Vier nach einer knappen halben Stunde Action eine Pause auf offener Bühne ein. Sie erläutern den verdutzten Besuchern die Symptome und Auswirkungen des saumäßig gefährlichen Sekundendurstes. Großzügig teilt „Banano“ seine Pausenbrote mit den reichlich angereisten „o´gveschperte“ Fans.
Stimmlich scheint dem Quartett fast alles zuzutrauen. Sie imitieren munter Urwaldgeräusche und Vogelgezwitscher und tragen mit tollem Sound, a-capella, eine ergreifende Ballade um einen verunglückten Edelweißpflücker vor.
Die abenteuerliche Reimerei, deren Timing auf den Punkt stimmt, funktioniert auch mit anderen Dialekten. „New York, New York“ wird bei „Stumpfes Zieh & Zupf“ kurzerhand zum Sächselnden „Nuhja, Nuhja“. Im Gegensatz zu manch rustikaler schwäbischer Lebensweisheit stehen Texte mit leisen Zwischentönen wie: „Fang der doch e Sternle, dua der’s in es Büxle, spar der’s auf für en schlechte Dag“. Die Zuschauer zeigten sich restlos begeistert, forderten und bekamen Zugaben. Die Initiatorin der Veranstaltung Inge Grein Feil, Vorsitzende der Aktion „Freunde schaffen Freude e.V.“ begrüßte die Zuschauer und wies darauf hin, dass der Reinerlös der Veranstaltung den vielfältigen wohltätigen Aufgaben ihres Vereines zukommt.