Crash-Kurs in Optimismus-Erweiterung: David Leukert
Na, was denn nun? Single-Dasein oder Zweier-Kisten-Sumpf? Auch wenn der Kabarettist David Leukert am Ende seiner Suche nach dem Sinn des Liebens die Antwort nach dem idealen Lebensmodell schuldig bleibt, so ist sein Programm „Singles, Paare, Paradiese“ doch mindestens tröstlicher Problem-Talk, Akupunktur fürs Hirn, wenn nicht Therapie.
Der 39-jährige Comedian zelebrierte in der Dischinger „Arche“ einen brillanten Crash-Kurs in Sachen Optimismus-Erweiterung. Hampelnd und strampelnd schwadroniert der Seelenkenner durchs Beziehungsdickicht, um sein Publikum unaufhörlich in tosendes Gelächter zu zwingen über Dinge, die eher tragisch und bedauernswert sind als lustig. Als maskuliner Prototyp und Botschafter für den Zustand „Mann“ in einer postfeministischen Ära trifft der Wortakrobat in seinen messerscharfen Feldstudien den Nerv und das Zwerchfell.
Zwischen Holzhammer-Zoten, Lachkrampf und Schenkelklopfer offenbaren sich Einblicke in die Irrungen und Wirrungen des Mannseins: Stapelweise Bügelhemden und Tupperdosen treiben Mutters Söhnchen bald in die Enge, dann jäh in die Flucht. Befreit von sonstigen Beziehungskatastrophen, schließlich freiwillig allein lebend, gibt er sich als überzeugter Großstadt-Single und schwärmt von der Liebe auf Distanz. Frech, durch die Hintertür kommen Leukerts Attacken auf den herrschenden Zeitgeist.
Spaßige Trümpfe sind die vielen Stimmspielereien, seine Interaktion mit dem Publikum: Mit Imitationstalent greift Leukert zur Gitarre, balzt zwischen Kochlöffeln und Mundharmonika, presst inmitten seiner peinlichen Herzblatt-Kandidaten und Schlager-Karikaturen schnulzig schwarze Galle durch den rustikalen Unterkiefer, um aggressiv zu einer neuen Form der Zärtlichkeit zu rappen. Hundsgemein und rüde gibt er sich, und überdeutlich frauenfeindlich, aber doch so unglaublich sympathisch.
Eine One-Man-Show wie eine Kissenschlacht der Geschlechter. Lustig und flauschig. Es schmerzt selten heftig. Aber eben nur solange, bis die Sache überbordet.