„Wie sieht’s denn hier aus?“


Bericht von Marita Kasischke, Heidenheimer Zeitung vom 08.12.2016 15:16 Uhr


Es lebe das Klischee: Stefan Bauer präsentierte mit „Josef gesteht alles“ die wirklich wichtigen Themen zur Weihnachtszeit in der Arche Dischingen.


Stefan Bauer war mit „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles
Stefan Bauer war mit „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles“ in der Arche. Verhandelt wurden die wirklich wichtigen Themen Im Jahresendmonat.

Alle Jahre wieder kommen sie in schöner Regelmäßigkeit: die Weihnachts- kabarettprogramme, die bei näherer Betrachtung exakt die gleichen Themen behandeln wie das ganze Jahr über – nur eben gewissermaßen in Geschenkpapier gehüllt und untern Weihnachtsbaum gelegt.
Das war bei Kabarettist Stephan Bauer in der Arche nicht anders. Seine Bescherung nach dem Motto „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles“ bewegte sich durchaus auch in den beliebten Problemfeldern Mann, Frau und Paar-Probleme, Wellness, Feng Shui und Waldorfschule, Bio, Öko, Vornamenirrsinn a la Friedensreich-Theobald und Neurosen, die in, Familien sorgsam gezüchtet werden können und besonders gern an Weihnachten gepflegt werden, wenn der Harmonie-Erwartungs¬druck auf dem Höchststand, ist.

Wie aufgebügelt

So manche Pointe kam da freilich wie in aufgebügeltem Geschenkpapier daher – so oder so ähnlich war sie doch bereits zu Häuf abgefeuert worden. Doch egal, ob Witzrecycling oder brandneue Gedankengänge, die Bauer durchaus auch drauf hat und vornehmlich in der zweiten Hälfte zum Besten gab – das Publikum in der vollbesetzten Arche amüsierte sichblendend und quittierte alles mit großem Gelächter und Applaus.
Da zog auch der inzwischen voll- und langbärtige Witz vom 2. Advent auf Schwabenart – eine Kerze mit Spiegel, wer hätts gedacht. Und der dritte Advent, der dann wohl schon des schwäbischen Tüftlersinns bedürfte, blieb außen vor. Trotz so manchem Witz-Fast-Food für den schnellen, unreflektierten Genuss hatte Stephan Bauer aber auch Eigenes und Originelles auf Lager. Da berichtete der Tübinger Schwabe etwa vom echt schwäbischen Geiz seiner Eltern, die zu Weihnachten ein Parfüm namens „Tester“ verschenken und statt Taxi vom Bahnhof per Lieferservice eine kleine Margherita ordern und gleich mitfahren. Er verglich den fett-glühwein-sauerkraut-getränkten Geruch auf Weihnachtsmärkten mit einem Sud aus Horst Lichters Bart und fragte sieh, warum ein schiefer Weihnachtsbaum für Frauen immer ein Grund zu meckern sei, wo sie doch tagtäglich Übung und Können im Problemzonenverhüllen beweisen. Offenbar ist es auch immer noch lustig, dass Männer bei Frauen grundsätzlich unter dem Pantoffel stehen – Stephan Bauer hatte immerhin den Mut, ins Publikum zu fragen, wer der Männer denn glaube, zu Hause etwas zu sagen zu haben. Keine einzige Wortmeldung war die Folge.

Ach so anspruchsvolle Frauen

Und die ach so anspruchsvollen Frauen sind ja so schwierig zu beschenken: Mann würde ja das Goldkettchen wählen, wenn sich dadurch der Klang verbesserte, und er würde die Partnermassage schenken, wäre dem aus männlicher Sicht nur das Geringste abzugewinnen. Immerhin weiß Bauer, dass Gott auf jeden Fall ein Mann gewesen sein muss, weil ja schon in der Bibel steht „Gott sah, dass es gut war.“ Denn eine Frau hätte auf jeden Fall gesagt, „Wie sieht’s denn hier aus?“ und sofort alles wohnlich gestaltet, also sprich „mit Deko-Kacke vollgestellt“.
Nun soll Stephan Bauer nicht Unrecht getan werden, auch Kabarettistinnen bedienen das Geschlechterklischee schließlich im umgekehrten Fall genauso. Und Bauer hat, auch wenn er derb wurde, immer noch dieses verschmitztjungenhafte Auftreten, mit dem er das zweistündige Programm gefällig servierte und sogar auch mal ganz kurz ernst wurde: nämlich dann, als er daran erinnerte, an Weihnachten religiöse Themen nicht ganz außen vor zu lassen, auch wenn das Fest der Liebe längst zum Wirtschaftsfaktor geworden sei. Weihnachten, so Stephan Bauer, sei doch auch ein Anlass, sich wirklich wichtigen Fragen zuzuwenden. Beispiel: „Wenn man Tiere nicht essen soll, warum sind sie dann aus Fleisch?“
Da war er dann wieder, der Schalk im Nacken, aber wer weiß, vielleicht gibts die Antwort ja im nächsten ]ahr.