„Durst“ in der ARCHE: Philipp Weber mixte einen spritzigen Getränkecocktail
Selten hat der Name eines Kabarettprogramms so gut zur Befindlichkeit des Publikums gepasst wie am Sonntagabend in der ARCHE: „Durst“ war das Thema von Kabarettist Philipp Weber, und Durst war sicher auch das Verlangen der Zuschauer, die keinen Platz in der ARCHE leer gelassen hatten und damit zusammen mit der Sommerhitze zur Raumaufheizung kräftig beitrugen.
Rechnet man dann noch das Temperament und die Sprech- und Lauf- und Springgeschwindigkeit des Künstlers hinzu, bei denen allein schon beim Zuschauen der Schweiß ausbrechen konnte, so war an Abkühlung überhaupt nicht zu denken – auch wenn Philipp Weber als erster Künstler ein Programm zum zweiten Mal in der ARCHE präsentierte.
Die Nachfrage war so groß gewesen, dass Inge Grein-Feil das „erste Mal in fünfzehn Jahren“ eine Ausnahme gemacht hatte. Die Getränke, die Weber in seinem gut zweistündigen „Durst“ anbot, waren also zwar bereits bekannt, liefen aber dennoch runter wie Öl. Da ging es um das luftige Bouquet von frisch aufgebrühtem Tee aus bei Mondschein linksdrehend gepflückten Kamillenblätter, da ging es um Energy-Drinks und Alco-Pops, gewonnen aus dem Morgenurin von Gummibärchen, da ging es um Wasser, das in seinen mannigfaltigen Ausprägungen heutzutage jede Getränkekarte sprengt.
Ein manchmal drückendes Thema: „Durst“ heißt das Programm des Kabarettisten Philipp Weber, das jetzt, in einer drückend heißen ARCHE, mit großem Einfallsreichtum thematisiert wurde.
Freilich: Als es um den Wasserverbrauch ging und darum, Wasser aus den entlegensten Gebieten der Erde zu importieren, nur um dem schnöden Wassertrinken den Hauch der Exotik beizumischen, da konnte der Gedanke an Ökologie und Ressourcenmissbrauch durchaus ernüchtern und abkühlen. Doch der aufgedrehte Weber schaffte es im Nu, die Stimmung durch die Mischung aus originellen Gedanken, sprühendem Witz und gekonntem Vortrag wieder anzuheizen, dass es das Publikum förmlich in einen Rausch versetzte.
Um den ging es freilich auch in seinem Programm: den Rausch als einziges Kulturgut seiner Odenwälder Heimat, den Rausch als Kurzurlaub von der Realität und den Rausch am Adventsballermann, früher bekannt als Weihnachtsmarkt – da rauscht der Künstler nur so von einem zum anderen, um schließlich einen schönen Kaffee zu servieren, Kaffee aus dem High-End-Kaffeevollautomaten, der vor lauter Spülen, Auffüllen, Leeren und sonstigen Anforderungen so lange braucht, dass in der Not zwei Tassen Instantkaffee konsumiert werden können.
Und das sind die Widersprüchlichkeiten, die Philipp Weber so köstlich aufzubereiten versteht: dass seine Freundin lacht, wenn er zum „kleinen Hobbit“ ins Kino geht, ihrerseits aber daran glaubt, Rosenquarz könne dem Wasser Energie zurückgeben. Dass die schönsten Weingüter am Jakobsweg ernsthaft als Touristik-Tipp präsentiert werden. Dass gegen die Angst vor Medikamenteneinnahme Medikamente genommen werden sollen. Dass es „Paralympics“ gibt, aber nicht „Psycholympics“, obwohl doch der Vierer-Bob ein schönes Mittel gegen Klaustrophobie wäre.
Als Mittel gegen Hitze jedenfalls zeigte sich Philipp Webers Auftritt in der ARCHE bestens geeignet: Zwar war sie nicht weg, aber doch komplett vergessen durch das erschütternde Lachgewitter, das Philipp Weber beim Publikum mit seinen Pointenblitzen hervorgerufen hatte. Und freilich auch Durst.
Und glücklicherweise hatte Weber auch endlich die Antwort auf die Frage parat, wie viel denn der Mensch am Tag trinken müsse. Denn nach jahrelanger Forschung an mehreren Lehrstühlen, ausgiebigen Studien in einer Vielzahl von Arbeitskreisen mit hochkarätigen Wissenschaftler steht die notwendige Trinkmenge nun definitiv fest: „Trinken Sie, wenn Sie Durst haben“. Na dann: Prost.