Sabine Essinger


Bericht von Holger Scheerer, aus Heidenheimer Zeitung vom 21.04.2002 18:00 Uhr


Schwäbische Urviecher in der Dischinger ARCHE



Sabine Essinger, seit Jahren unermüdlich unterwegs mit der kabarettistischen Wanderbühne „Neue Museumsgesellschaft“, machte mit ihrem Soloprogramm „Schwabenkosmos“ Station in der Dischinger ARCHE. Die Zuschauer erlebten eine sehr genaue Beobachterin von schwäbischen Erlebniszuständen. Besonders beeindruckend ist die Wandlungsfähigkeit Sabine Essingers, verkörpert sie auf der Bühne doch ein ganzes Arsenal schwäbischer Urviecher. Sabine Essinger schafft, wie eine ihrer Figuren verlautbart, „hart an der Basis“. Dabei ist sie nicht einmal besonders erfinderisch. Ihre Methode ist eher phänomenologischer Natur. Sie nimmt die Begebenheiten wörtlich. Im Möbelhaus, im Wirtshaus, der Urzelle schwäbischer Gemütlichkeit, überall fährt Sabine Essinger aus und geht der „menschelnden“ Sache auf den Grund.
Und mehrmals ertappt sich der Zuschauer beim berühmten Aha-Erlebnis. So wirken die Figuren nicht zuletzt deshalb so komisch, weil sie aus dem vollen Leben gegriffen sind. Der Resonanzboden des befreienden Lachens ist vor allem auch die Gewissheit, dass es in der Realität noch wesentlich schlimmere Exemplare gibt.
Ein paar schwäbische Charaktereigenschaften haben es der leidenschaftlichen Kabarettistin natürlich besonders angetan. Die viel gerühmte Sparsamkeit, um nicht zu sagen der Geiz des Schwabenvölkchens, wird ordentlich aufs Korn genommen. Ebenso der Trieb zur Sauberkeit. Denn alles muss in diesem eben 50 Jahre alt gewordenen „Ländle“ rein und sauber sein. Deshalb muss Frau Fleischle, eine Leib- und Magenfigur Essingers, in einer Gaststätte erst einmal die Toiletten inspizieren, um herauszufinden, ob man dort auch mit Appetit essen könne. Ihrer Meinung nach gibt es nämlich einen Zusammenhang zwischen Schüssel und Schüssel.
Sabine Essingers Kabarett muss man bei aller Vergnügsamkeit erst einmal aushalten. So lange man aber noch mit ihrer Hilfe über sich selbst lachen kann, darf man die Hoffnung nicht verloren geben.