Die „Brenz Band“ absolvierte in Nattheim einen Riesenauftritt
„Lebensfreude pur“ hatte Pfarrer Bernhard Philipp am Freitagabend in der Martinskirche in Nattheim angekündigt. Und die war denn auch von einer solch besonderen Art, wie sie in einer Kirche nicht so oft anzutreffen ist:
In den gut gefüllten Kirchenreihen wurde mitgesungen, mitgeklatscht, ja, sogar mitgeschunkelt und mitgetanzt, und das über fast drei Stunden lang.
Verantwortlich dafür war die 15-köpfige „Brenz Band“, die zur Hälfte mit behinderten Menschen besetzt ist: die andere Hälfte glaubt nach eigenem Bekunden, es nicht zu sein. Die Stimmung jedenfalls, die sie mit ihren Akkordeons, Dudelsäcken, Bass, Waschbrett, Schalmei, Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, Mundharmonika und ihrem Gesang auf die Bühne zauberten, die war nichts weniger als grandios: „Zillertaler Hochzeitsmarsch“, „Rucki Zucki“, „Marina“, „Heute hier, morgen dort“, „Amazing Grace“, chinesische Lieder, polnische Weisen – kunterbunt ging es durch die verschiedensten Musikstile, denen die Band ihren ganz eigenen Stempel aufdrückte.
Ohne Noten, ganz aus dem Gedächtnis oder auch aus dem Gefühl wie bei den relativ wenig geprobten Stücken „Mull of Kintyre“ und „Moonlight Shadow“ lassen die Musiker der „Brenz Band“ ihre Songs funkeln und sprühen und zünden ein wahres Feuerwerk der guten Laune.
Seit 35 Jahren gibt es die „Brenz Band“. Entstanden ist sie an der Schule für Bildungsschwache in Ludwigsburg, und ihr Name bezieht sich nicht etwa auf Heidenheim und seinen Fluss, sondern auf den Reformator Johannes Brenz, vielmehr auf die nach ihm benannte Straße, an der die Schule liegt.
Und dort ereignete es sich 1977, dass Lehrer Horst Tögel auf den Zögling Salvatore Pugliese traf, der zwar schön Ziehharmonika spielen konnte, sich aber nichts vom Lehrer sagen lasse wollte. Da drehte Tögel den Spieß einfach um: Er erstand eine Ziehharmonika und nahm selbst Unterricht – bei Salvatore Pugliese. Damit war nicht nur bestes Einvernehmen zwischen beiden hergestellt, damit war auch die „Brenz Band“ geboren. Und hat mittlerweile viel erlebt und ist auch ganz schön rumgekommen: China, Polen, Tschad, Libanon, bei Feierlichkeiten zur deutschen Einheit vertrat sie das Land Baden-Württemberg.
Von allen Reisen haben sie nicht nur Lieder mitgebracht, sondern präsentieren auch Anekdoten und Erlebnisse, die zusammen mit der an Fröhlichkeit nicht zu überbietenden Musik einen unter die Haut gehenden Abend bescheren. Die Gagen übrigens behält die „Brenz Band“, nicht für sich. Man unterstützt damit Hilfsprojekte in aller Welt. Auch davon war zu hören an diesem Abend, der bewies, dass Stimmung sich vor allem durch eines auszeichnet: Echtheit. Und eben nicht durch die Maß Bier oder das Dirndl.