Plädoyer für mehr Lachen


Bericht von Niklas Junkermann vom 26.09.2023 08:00 Uhr


Foto: Siggi Feil

Schon bevor sie die Bühne in der Arche in Dischingen betritt, ist sie von den Zuschauerplätzen aus zu bemerken. Das Lachen von Birgit Süß ertönt hinter dem Vorhang als Inge Grein-Feil  ihre berühmten Eingangsworte zum anstehenden Abend spricht. Lachen wird auch in den kommenden Stunden immer wieder ein Thema sein, in denen Birgit Süß voller Energie alle Gäste an Ihrer Lebensfreude teilhaben lässt.

Doch sie ist nicht allein auf der Bühne. Klaus Ratzek begleitet die Kabarettistin an Kontrabass und Tuba – und das auf virtuose Weise. Der Abend ist von Musik geprägt, mit Chansons, Liedern und kurzweiligen humorvollen Dichtungen kreieren Süß und Ratzek einen „Gemischtwarenladen“ des feinsinnigen Kabaretts. Alltägliches aber auch Philosophisches hat an dem Abend in der Arche Platz. Der voll besetzte Saal erreicht schon nach kurzer Zeit eine Temperatur, die trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit hochsommlicherliche, gar saunahafte Züge aufweist. So bemerkt Birgit Süß, dass Kinder im Schnitt täglich 400 mal lachen. Erwachsene hingegen täten dies nur etwa 15 mal am Tag.

Sie spannt den großen Bogen des Älterwerdens über Lieder und Komik. Dabei ziert sie sich nicht, auch eigene Erfahrungen einzuflechten und ebenso vom Scheitern zu sprechen. Die Themen Gleichberechtigung, Golf, Katzen sowie Sex im Alter sind nur Ausschnitte der Reise durch die Gedankenwelt der Künstlerin.

Die musikalische Begleitung durch Klaus Ratzek an Kontrabass und Tuba sucht indessen ihresgleichen. Leidenschaftlich, ganz im Bann der Musik, versteht er es meisterhaft, eine dichte Atmosphäre der Klänge bei perfekter Spieltechnik zu erschaffen. Das Publikum gibt sich dem vollständig hin und applaudiert immer wieder laut und anhaltend.

Ernste Töne gibt auch Birgit Süß zum Besten, indem sie die nach wie vor bestehenden Mängel in Sachen Gleichberechtigung von Frauen anspricht, wie auch die Rolle von Männern, die jener konstant im Weg stehen. Am Ende ihres Plädoyers für mehr Lachen, Lust und Ehrlichkeit steht ein politischer Appell. Das Schlusslied gegen Rechtspopulismus, begleitet von durchdringenden Tönen einer singenden Geige, trifft den Nerv des Publikums und hallt noch lange nach.