Kabarettist Michael Altinger testete sein neues Programm in der ausverkauften ARCHE.
Er füllt Hallen, er ist im Fernsehen Dauergast, aber sein neues Programm testet er am liebsten in Dischingen: Michael Altinger zeigte seine Vorpremiere am Sonntagabend in der ausverkauften ARCHE. Denn er weiß: Auf das Dischinger Publikum ist Verlass. Schafft man es in Dischingen, schafft man es überall. Oder wie Altinger sagte: „Da sitzt auch der Hinterste fast auf der Bühne und der Vorderste kann mich riechen.“
Verlass ist aber nicht nur auf das Dischinger Publikum, sondern auch auf Altinger: Er alberte und witzelte, schimpfte und wütete, sang und tanzte, und das alles in einer Hyperaktivität, die völlig konträr zu seinem Wehklagen über erste Alterserscheinungen stand.
Die Liebe in Strunzenöd
Dabei bekannte er selbst, er sei immer schon alt gewesen: „Aber halt mit inger hinten dran.“ Ach ja, flach kann er auch, der Altinger, aber das krasse Gegenteil ist auch im Programm vertreten: Sehr subtil verpackte er in eine reizende Fabel von schwarzen Schafen die Botschaft gegen den Fremdenhass.
Von einer Ecke zur anderen zu hüpfen, das macht Altinger nicht nur körperlich auf der Bühne, sondern auch in seinem Programm. Geschickt als Running Gag eingebaut ist das Lied für seine Frau, „weil ich sie so sehr vermisse“, in der er schöne kleine Gemeinheiten für den Alltag anbietet: Einfach mal die Handyfotos aussortieren oder nachts den Pony zu schneiden – wer würde sich nicht über solche Liebesbeweise freuen? Ganz zu schweigen von den Blumen bei herrschender Pollenallergie. Zum Ausgleich sagt er aber gerne zu seiner Frau „O Gott“, „das nimmt den Wind aus den Segeln“.
So macht man die Liebe in Strunzenöd. Für diejenigen, die diesen Ort noch nicht kennen: Das ist der fiktive Heimatort Altingers, von dem er immer gern erzählt. Der Ortsname mag sich hinterwäldlerisch anhören, aber die Zuhörer erfuhren, wie Strunzenöd seiner Zeit weit voraus ist. Denn dort veranstaltet man nicht nur Abende zum Erwerb von Plastikdosen mit Deckel, wie sie überall anzutreffen sind, nein, dort gibt es Verkaufsabende von PCSM, der neuartigen Potatoe Cutting Salad Machine, der Garant für das Gelingen des wichtigsten Bestandteils eines Grillabends, der vom Aussterben bedroht ist: „Rettet den Kartoffelsalat!“, lautet die Devise. Also genauer: den Kartoffelsalat in Originalrezeptur. Denn wenn das mit den vermeintlichen Verfeinerungen wie Curry, Koriander, Fleischwurst oder – das schlimmste aller Übel – Mayonnaise so weitergeht, dann wird „der deutsche Anteil an Kartoffelsalat auf unter fünf Prozent sinken“.
Voll im Putztrend
Mit von der Partie war wieder einmal Martin Julius Faber als „Die Band“, aber auch der Sidekick Altingers, der so bescheiden im Hintergrund seinen großen Beitrag zum Gelingen des Programms leistet, auch wenn er eigentlich beim Tanz in den Mai sein müsste. Ja, der muss halt auch mal im September stattfinden, wenn die vollen Terminkalender es nicht anders möglich machen.
Vielleicht wird man ja im nächsten Programm erfahren, ob sich der vorausgesagte Trend tatsächlich eingestellt hat. Altinger setzt nämlich nach den Themen Kochen und Grillen ganz stark auf Putzen: Putzshows, Putzbücher und Wischmobbing allerorten. Die Vorpremiere jedenfalls sollte Altinger gleich mal für Dischingen terminieren – sicher ist sicher.