Kulturjahr in der ARCHE begann mit großartigem Auftritt der Gruppe KiC


Bericht von Pressebericht von Erich Pawlu / Dillinger Zeitung, fsf vom 06.01.2003 17:53 Uhr


Dem Dischingen Kulturkreis (DKK) gelingt es überregionale und regionale Größen der Kleinkunstszene auf die Bühne zu holen. Innerhalb der kurzen Zeit von nunmehr zwei Jahren hat sich nicht nur im Ort selbst, sondern bis ins Ries, nach Günzburg, Ulm und Aalen herumgesprochen, dass eine Handvoll Idealisten auch Kabarettisten aufs Härtsfeld holt, die sonst nur in der Großstadt und im Fernsehen zu hören und sehen sind. Sozusagen als attraktives „Vorprogramm“ vor dem Dojen der Kabarettszene (am 26.Febr. kommt Dieter Hildebrandt nach Dischingen) gastierte am Dreikönigstag KiC aus Dillingen mit ihrem neuesten Programm „Eurotisch“ in der ARCHE. Diese Amateurtruppe kann sich gut mit den Profis messen. Sie ließen bei ihrer nunmehr achten Benefizveranstaltung zugunsten der Aktion „Freunde schaffen Freude“ dem Publikum in fast drei Stunden kaum Atempause zwischen Lachen und Staunen.


Bild: Wie bei der Mafia. KiC lässt die Vorstände des Deutschen Ordens den Erwerb des Dillinger Krankenhauses für 1 DM und den Verkauf für 14 Millionen feiern. Von links: Franz Wengert, Wolfgang Danner, Helmut Weiß und Andreas Schneider.
Bild: Wie bei der Mafia. KiC lässt die Vorstände des Deutschen Ordens den Erwerb des Dillinger Krankenhauses für 1 DM und den Verkauf für 14 Millionen feiern. Von links: Franz Wengert, Wolfgang Danner, Helmut Weiß und Andreas Schneider.

Auftakt bildeten im vollbesetzten ARCHE-Saal neueste Nachrichten vom TV-Dischingen. Bürgermeister Hitzler kam ebenso dran wie der Ortsgeistliche, die Straßenverhältnisse und den Medienrummel um die Kakerlaken. Ob schon jemand die derzeitige Schließung verschiedener Filialen eines Geldinstituts als Chance zur dörflichen Integration der Teilgemeinden betrachtet hat? TV Dischingen jedenfalls behauptet, dass so die Leute wieder mehr zusammenrücken.
Es ging Schlag auf Schlag. Der Euro, der als Teuro selbst seine Verfechter in die Neurose treibt, ist das Generalthema, das dem KiC-Team unter Leitung des gebürtigen Dischingers Wolfgang Danner, zu kreativem Witz verhilft. Danner ist es auch, der in einem glänzenden Auftritt die Vorstellung von den Einsatzmöglichkeiten der SMS-Technik im ehelichen Alltag vermittelt. Die eheliche Anfrage des ohnehin schwach balzenden Ehemanns WWH – „Wie wärs heut`“ lässt sich von der Gattin knapp und zeitsparend beantworten: BB – „Bisch blöd?“

Die Zuhörer, vom KiC-Esprit deutlich inspiriert, quittierten mit jauchzender Zustimmung viele der 25 Programmnummern. Anneliese Knötzinger setzt ein Highlight mit ihrer Verwandlung in Angela Merkel, die unter Nutzung der Hilfegard Knef-Melodie „Für mich solls rote Rosen regnen“ gesteht: „Ich möchte so gerne Kanzlerin werden.“ Bewundernswert beherrscht Gabi Suckut den Jargon von Straßenbau-Ingenieuren, wenn sie die Abenteuer der Ortsdurchfahrt Obermedlingen ins kabarettistische Licht setzt.
Die Absurdität des Ringens um Einschaltquoten entlarvt Helmut Weiß in einem ungemein hintergründigen Monolog, der mit Leo Kirchs Einschätzung des Fernsehvolks vertraut macht. Franz Wengerts satirische Nachrichten sprechen die Befürchtung aus, dass die Busfahrer wegen unerträglicher Einsamkeit bald psychiatrische Betreuung benötigen.
Flexibel-einfühlsam begleitet Andreas Schneider am E-Piano die Gesangsnummern.
Schon mit den Akkordauftakten zaubert er das zu den Texten passende Milieu in den Saal. Dieses Milieu wechselt ständig.
Sozialkritische Attacken gegen Politik und Wirtschaftspromis wie im Lied „Wir raffen“ folgen kontrastreich auf Durchleuchtungen alltäglichen Schwachsinns wie in „Mondkalender“. Die Fragwürdigkeit bürgerlicher Moral („Gewalt“) mischt sich mit ironischen Seitenhieben auf die Goldenen Kälber unserer Zeit („Adieu mein Benz“).
Die vom Publikum hartnäckig erklatschten Zugaben gipfelten in einem weiteren Höhepunkt. Bei dem Lied „Müde“ (Wolfgang Danner) spürte man den Geist des Kabaretts in der Weimarer Republik wehen.

Dieser Bericht ist aufgebaut aus einem Pressebericht von Erich Pawlu / Dillinger Zeitung 5.10.2002 und eigenen Sätzen.