Gleichbleibend fantastisch


Bericht von Carolin Wöhrle, Heidenheimer Neue Presse vom 24.06.2009 22:14 Uhr


In der vollbesetzten Dischinger ARCHE zeigte Kabarettist Uli Keuler erneut sein außerordentliches Talent für die Alltagskomik


Ein Lachergarant: Kabarettist Uli Keuler brachte bereits zum dritten Mal die vollbesetzte Dischinger ARCHE zum Brüllen.
Ein Lachergarant: Kabarettist Uli Keuler brachte bereits zum dritten Mal die vollbesetzte Dischinger ARCHE zum Brüllen.

„Uli Keuler spielt“. So heißt das aktuelle Programm des schwäbischen Ausnahme-Kabarettisten, mit dem er im Februar den Lokschuppen und nun die Dischinger ARCHE zum Toben brachte. Aber was genau „spielt“ Uli Keuler dabei eigentlich?

„So hab ich die ARCHE am liebsten“, freute sich Inge Grein-Feil am Sonntag, als sie in der vollbesetzten Begegnungsstätte ihr Publikum begrüßte. An einem warmen Frühlingsabend wie jenem befürchtete die ARCHE-Chefin im kleinen Veranstaltungsraum gar einen Hitzestau. „Man darf sich in einem solchen Falle bis zu einem bestimmten Level entkleiden. Nur der Künstler darf nicht drauskommen“, scherzte sie.
Letzten Endes blieb der Hitzestau aus, die Kleider an und der Künstler, Kabarettist Uli Keuler, auch stets im Text.

Es sind verschrobene Charaktere, die uns da begegnen. Es sind Personen mit Ansichten und Makeln, meist so überspitzt, dass man sich als Zuschauer partout nicht eingestehen will, dass sie einem durchaus bekannt vorkommen: ein nerviger Bahn­rei­sen­der, ein Sternzeichen-Freak, der im „Saturn-Transit über Uranus“ unglücklicher nicht sein könnte, oder ein Hypochonder, der seinem tatsächlich kranken Freund Schneider die „teure Krankheit mit Rundum-Betreuung“ einfach nicht gönnen will.

Besonders sympathisch ist der Familienvater, der verzweifelt versucht, mit seiner neuen „Küche der Zukunft“ zurechtzukommen, mit der man im Internet nach Wasserkoch-Rezepten suchen und sogar Online-Banking betreiben kann, selbst wenn die fehlenden Teile noch per GPS geortet werden müssen. Vielleicht ist das auch wiederum der Ehemann, der sich alles mit Eselsbrücken merken muss, die aber wiederum „nicht logisch, sondern einprägsam“ sein müssen („Die Zahl 1088 merke ich mir anhand eines Datums: der 88. Oktober“).
Neben bodenlos lustigen Unterhaltungen mit nicht anwesenden Gesprächspartnern überzeugt Keuler auch, wenn er beispielsweise einen Abnehm-Meditations-Text vorliest und sich dabei fragt, wie viel es wirklich bringe, wenn man die 25 Milliliter Flüssigkeitsverlust nach dem Sauna-Gang mit zwei Litern Hefeweizen ausgleicht. Die Krönung setzt er dem auf mit „philosophischen“ Fragen wie: „Spürt der Gürtel seine Kraft nicht erst, wenn der Bauch in der Hose spannt?“
Ebenfalls äußerst amüsant: Keulers Spendenaufruf für die Aktion „Geld oder Leben“, eine Hilfsaktion für die Finanzbosse und Manager, die die Krise so unvorbereitet getroffen habe, „wie eine Lawine den Sandalen-Wanderer in der Eiger Nordwand“.

Uli Keuler ist ganz ohne Übertreibung ein humoristischer Volltreffer. Er benötigt keine Requisiten oder meist ins Nervende abdriftende Mitmachspielchen, denn das Publikum frisst ihm auch so bereits nach den ersten Minuten und Lachkrämpfen aus der Hand. Und die Stimmung war auffälligerweise in der ARCHE noch besser und ausgelassener als bei Keulers Auftritt im Lokschuppen. Vielleicht lag das an der intimeren Stimmung in der kleinern ARCHE, möglicherweise sind die Dischinger auch einfach noch zugänglicher für diese Art des bissigen Humors. An Uli Keuler selbst lag es bestimmt nicht, der ist nämlich gleichbleibend fantastisch.