Ein schwäbischer Volltreffer in der ARCHE


Bericht von Niklas Junkermann vom 06.11.2023 19:00 Uhr


Vereinigtes Lachwerk Süd – Ernst Mantel & Werner Koczwara

Die Arche ist voll. Was zunächst dramatisch klingt, ist vor allem eines: Erfreulich.

Bis auf den letzten Platz hat sich ein buntes Publikum am Sonntagabend in der Arche Dischingen eingefunden, denn hochkarätige Gäste haben sich angekündigt: Ernst Mantel, doppelt ausgezeichneter Träger des Baden-Württembergischen Kleinkunstpreise, und Werner Koczwara, bekannt mit seinem Programm „Der wüstenrote Neandertaler oder wie aus Affen Bausparer wurde“ und mit dem Buch „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ seit Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Schon bevor beide die Bühne betreten, ist deutlich an den präsentierten Instrumenten zu sehen, dass es ein musikalischer Abend werden soll.

Die Vorsitzende der Aktion „Freunde schaffen Freude“ Inge Grein-Feil wies passenderweise darauf hin, dass schon zu Beginn im Raum eine beträchtliche Hitze herrschte. In ihrem besonderen Humor schlug sie prompt vor, das ein oder andere Kleidungsstück abzulegen.

Was auf die einleitenden Worte folgte, war ein Feuerwerk der guten Laune, schwäbischen Heimeligkeit und augenzwinkernden Gesellschaftskritik. Mantel und Koczwara verpackten eigene scharfsinnige und immer humorige Texte in bekannte Melodien. Den Beginn markierte „Dancing Queen“ der schwedischen Gruppe ABBA mit der neuen Textkreation „Depp vom Dienst“. Das Motiv des schwäbischen Reisenden griffen beide Künstler in mehreren Liedern auf, wie etwa in „Riders on the Storm“ (im Original von The Doors). Hier verlangten Mantel und Koczwara direkt nach einer „Reiserechtsreform“.

Alltagserlebnisse und speziell schwäbische Eigenarten, egal ob charakterlich oder sprachlich, verarbeiteten beide Kabarettisten meisterhaft in internationalem Kontext. Dabei machten sie vor keinem Thema Halt und sparten auch nicht mit dem manchmal notwendigen kritischen Blick, etwa auf „Männer mit Bausparverträgen“ und den täglichen Kampf auf der Suche nach dem passenden Parkplatz. Mantel und Koczwara beweisen über den ganzen Abend, dass sie ein eingespieltes Team sind. Gekonnt entspinnen sie eine ganz eigene Dynamik zwischen einander und wechseln von Liedgut zu Prosa und Poetik. Es ist eine Freude, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich vollkommen ergänzen und eigene Stärken glänzend ausspielen.

Es gibt eine ganze Liste an Gründen, weshalb die beiden Kabarettisten das Publikum mitreißen, aber einer ist besonders offensichtlich: Das Publikum findet sich in sämtlichen Situationen wieder und kann sie gedanklich für sich selbst ergänzen. Ungeliebte Geschenke, die man weiterverschenkt, das Älterwerden im Allgemeinen und Führerscheinerwerb im Besonderen wecken Erinnerungen und Assoziationen in jedem der Anwesenden. Für die funkensprühende Dynamik zwischen Künstlern und Gästen spricht auch die Mehrfachzugabe, in der Mantel und Koczwara noch einmal ihr Können unter Beweis stellen. Ein Loblied auf schwäbische Wurstwaren und Kartoffelsalat sowie die brüllend komische Darbietung eines Arztbesuchs schicken die Anwesenden erwärmt von Motiven der Heimat und Kulinarik in die Dischinger Nacht.