Ein Schütze, aber kein Marzipanschweinchen


Bericht von Siglinde Broich-Bernt, Heidenheimer Zeitung vom 07.03.2018 12:40 Uhr


Stephan Bauer präsentierte sich in der Arche gewissermaßen als sein eigener Eheberater.


Rät von Scheidungen generell ab: der Kabarettist Stephan Bauer.
Rät von Scheidungen generell ab: der Kabarettist Stephan Bauer.

Ungezählt die Tassen mit warmem Tee, die Stephan Bauer am Sonntag in der Arche bei Stimme gehalten haben, ungezählt die Auftritte des Kabarettisten in der Arche seit Bestehen der Kleinkunstbühne. Genau so ungezählt die Boshaftigkeiten, Wahrheiten, Lebensweisheiten, die jeder erfährt, der ein paar Jahre verheiratet ist, so wie Stephan Bauer eben. Der bekennt ganz freimütig: „Vor der Ehe wollt‘ ich ewig leben.“ Und so heißt auch sein Programm.

„Ganz oder gar nicht“ scheint die Devise des Familienmenschen Bauer zu sein und zog seinen Auftritt durch: „Die Alternative wäre eine Absage gewesen.“ Auf die setzten Nachzügler, die sich zu spät um Eintrittskarten gekümmert hatten. Entsprechend lang war die Warteliste und die Schlange an der Abendkasse. Der eine oder andere hatte Glück, weil es eben auch (erkrankte) Pechvögel gibt. Hört sich schon mal verdammt nach Ehealltag an.

Aus seinem eigenen hatte der Schwabe, der mit seiner Familie in Hessen lebt, nicht unbedingt Er­hebendes zu berichten, sieht man einmal davon ab, dass Bauer die Einkäufe ins Haus schleppen darf. Hier lauert der vom Hausherrn un­geliebte „Pharao“, der sich einen sicheren Platz im Herzen der Chefin erobert hat. Die Folge: Der Mann ist der Mops.

Ein gehörnter noch dazu, auch wenn das noch nicht bewiesen ist. Unter dringendem Verdacht, der Eindringling zu sein, steht Manuel mit dem Steckbrief: Spanier, Trainer in einem Fitnessstudio, ledig, gut aussehend; was bei einem Leben als Single nun wirklich keine Kunst sei, so Bauers Überzeugung.

Er selbst beschreibt sich als Ro­mantiker, dazu Künstler, „der sich am. Arbeitsmarkt vorbeientwickelt“ hat, ein Genussmensch, der jedes Probetraining in einem Fitnessstudio als Nahtoderfahrung empfindet, mit schwerer Kindheit. Damals wäre er schon gerne ein Kaffeevollautomat gewesen, nur, damit ihn jemand drückt.

Auf dem „Anbaggermarkt“ hat es Stephan Bauer ebenfalls nicht leicht. Daran ist zum einen sein Alter schuld, zum anderen sein Sternzeichen,  gelten  Schützen doch in der Astrowelt – wie Löwen und Skorpione – als Psychopathen und Egomanen. Der Wahl-Hesse klärt auf: „Schützen gehen ungern auf Beerdigungen, weil sich alles um die Leiche dreht.“

Er, der sich für Superman hält, weil er versehentlich die Unterhose über der Jeans angezogen hat, sich grundsätzlich fühlt wie ein Koala im falschen Körper. Der wie alle Möchte-gern-Frauenversteher „Brigitte“ liest und auf Ganzkörperrasur verzichtet, weil er nicht wie ein Marzipanschwein aussehen will. Dabei sind Männer keineswegs talentlos. „Am besten können sie jammern“, so Bauers Behauptung. (Gemessen am Applaus in der Arche könnte das sogar stimmen.) Laut Statistik sterben Männer früher als Frauen- Die Ursache ist gefunden: „Weil sie es wollen.“ Ansonsten ist der Mann, das bekannte Wesen, „seinen Trieben schutzlos ausgeliefert“, den verbalen Attacken des anderen Geschlechts sowieso.

Nichtsdestotrotz preist Bauer die Zweisamkeit mit Trauschein und rät von Scheidung generell ab. Sein Tipp: „Versuchen Sie, Ihren Partner zu ertragen. Es wird in der nächsten Ehe nicht besser.“ Bauer zitiert und philosophiert: „Wahre Liebe fordert nichts.“ Wahrheiten und Weisheiten serviert der Kabarettist zum Weinen schön. Nicht alles war appetitlich, etliches schlüpfrig und damit ganz nah am. Leben. Das kann ausgesprochen lustig sein.