Josef Brustmann plauderte in Dischingen
Welche unterschiedlichen Facetten unter dem Überbegriff „Kabarett“ vereint sind, das zeigte sich schon sehr in der ARCHE: Josef Brustmann war zu Gast mit seinem Programm „Leben Hinterm Mond“.
Brustmann stammt aus dem „Mausoleum für gescheiterte Kanzlerkandidaten“, nämlich aus Wolfratshausen. Und wo andere mit schnellen Gags und Pointenfeuerwerk arbeiten, da packt er still und leise die Zither aus, die Gitarre oder das Akkordeon, intoniert inbrünstig Ansichten über Hartz IV, die Herren Schäuble und Beckstein oder auch über die Kastelruther Spatzen – und immer sind das Spitzen, deren Wirkung sich erst langsam entfaltet, dann aber gewaltig.
Eigentlich plaudert Brustmann „nur“ aus seinem Leben, und ganz nebenbei gerät er dabei ins Philosophieren. Etwa über Damen, die vergeblich versuchen, aus ihrem Frosch durch heftiges an-die-Wand-Klatschen einen Prinzen zu machen und dann doch nur lebenslang mit einem beschädigten Frosch zusammen sind. Auch die Post bekommt ihr Fett ab, schließlich könne es doch angesichts der Nachlässigkeit des Zustellungsdienstes kein Zufall sein, dass man davon rede, „Briefe aufzugeben“.
Die ungebrochene Reiselust seiner Mitmenschen nahm Brustmann auch aufs Korn: „Wie schiach muss es bei denen daheim sein!“. Oder aber die Schöpfung, die aufgrund des menschlichen Raubbaues an der Natur auf wackligen Füßen steht: „Weitermachen wie bisher“, so sein sarkastischer Ratschlag dazu, was in Oberbayern wie in Dischingen sicherlich leichter falle, weil dort Nachrichten ohnehin verspätet ankommen.
Brillant und ein echter Höhepunkt im Programm der leisen Töne von Brustmann: Seine Betrachtung über die Sammler-Natur des Menschen: „Der Mensch ist ein Viech, das ohne Gepäck nicht auskommt“, was seiner Meinung nach auch der Grund dafür ist, dass der Mensch schließlich sesshaft geworden ist – irgendwo müssen die rund 12.000 Gegenstände ja hingepackt werden, die durchschnittlich im Leben angeschafft werden.
Brustmann, der beispielsweise schon als Mitglied der „Monaco Bagage“ auch hier in der Region begeisterte, bestach auch allein in Dischingen durch seine hohe Musikalität, etwa in dem „Gstanzl“ über sündige Liebe mit der Mutmaßung, dass Gott selbst bereits längst aus intoleranten Religionsgemeinschaften ausgetreten sei. Den Klassikern unter den Sätzen, die beim Auseinandergehen von Paaren fallen, von „Lass uns Freunde bleiben“ bis hin zu „Okay, dann …“. Doch das Publikum wollte sich keinesfalls so von Brustmann verabschieden, sondern eher den Wunsch nach einem Wiedersehen laut werden lassen. Denn auch leise Töne können durchaus Wirkung entfalten.