„Mistcapala“: die hohe Schule des musikalischen Blödelns
Diese Truppe ist ein Gesamtkunstwerk. Mein Gott, wie sie da zu Anfang auf die Bühne schlappen, dass man sich unweigerlich fragt, wie die es wohl anstellen wollen, wenigstens ein Wässerchen zu trüben … Doch schön zur Halbzeit ist man baff. Und am Ende, wenn‘s so etwas denn gäbe, sogar bäffer. „Mistcapala“, das ist nun wirklich die hohe Schule des hochmusikalischen höheren Blödelns.
Ein bisschen erinnert das alles am Sonntagabend in der proppenvollen Arche in Dischingen an die schon lange entschwundenen Zeiten von „Insterburg & Co“. Bloß dass das Herrenquartett, das sich „Mistcapala“ nennt, musikalisch betrachtet einen wesentlich heißeren Reifen fährt. Und wo die fröhlichen Insterburger einst die Großmeister des Kalauers waren, setzen sich ihre Brüder im Geiste eher auf der subtileren Seite der komischen Medaille fest. Am Ende sind sie dann also doch nicht zu vergleichen – das mit Insterburg und seinen drei fröhlichen Gesellen aber mag die immense Fallhöhe kennzeichnen, von der hier die Rede sein darf.
Zwar beherrscht „Mistcapala“ selbstverständlich auch den Sparwitz als solchen, der bei ihnen jedoch schon als „Bananenwitz“ daherkommt, „der erst beim Kunden reift“. Mehr als einer aber wird nicht erzählt. Denn schon ist die Schweizer Grenze erreicht, deren beamteter Hüter die vier Landsberger vom Lech partout nicht unterm Schlagbaum durchlassen will, ehe nicht bewiesen wurde, dass es sich bei einem der zahlreich mitgeführten und als Musikinstrumente deklarierten Gegenstände keineswegs um einen Ziegenkadaver, sondern tatsächlich um einen unterfränkischen Dudelsack handelt. Das gelingt. Zum Glück, denn dieser großmächtig quäkende Balg soll später noch einen denkwürdigen Auftritt haben.
Und warum nicht gleich? In der Tat, wozu im Detail nachbeten, was diese begnadete Truppe so herrlich lakonisch und immer scheinbar beiläufig zwischen hintersinnigem Wortwitz und musikalischer Virtuosität auf ganz großer Flamme kocht? Denn alles, wirklich alles kulminiert in einer ebenso aberwitzigen wie grundlegend sensationellen Version des „Queen“-Hits „Bohemian Rhapsody“, den das Quartett als vorgeblich tschechische Kurkapelle aus dem Ärmel schüttelt. Was hier Tobias Klug am Kontrabass, Armin Federl am Akkordeon, Vitus Fichtl an der Gitarre und Tom Hake an Klarinette und Pennywhistle von der Leine lassen, ist geradezu monstermäßig gut. Und Hake, der, dies nur nebenbei, übrigens sehr überzeugend auch einen Howard Carpendale drauf hat, spielt Brian Mays Gitarrensolo mal so lässig auf jenem berühmten unterfränkischen Dudelsack, dass einem darüber auch am Tag danach der Mund noch nicht wieder zuklappen will. Sagenhaft.
Nun weiß man zwar nicht, wie viel „Arche“-Chefin Inge den vier Herren am Ende außer zwei Küssen noch als Gage bezahlt hat. Eines aber steht fest: Wert waren sie mindestens das Doppelte.