Florian Schröder und Gogol & Mäx im Naturtheater: Benefizgala ließ Zuschauer beinahe drei Stunden durchlachen
Bereits zum fünften Mal fand am Donnerstagabend die Benefizgala von Lotto Baden-Württemberg im Naturtheater Heidenheim statt – und doch war es eine Premiere, eigentlich gleich zwei Premieren.
Denn erstmals konnten die Kleinkunstpreisträger bei sommerlichen Temperaturen genossen werden – und die zweite Premiere verdankt die Gala dem Publikum: Mit über 700 Menschen lockte die Gala, dieses Mal eine Mischung aus Wort, Musik, Akrobatik und jeder Menge Witz, so viel Besucher wie nie zuvor an, wie Hans Weller, der Geschäftsführer von Lotto Baden-Württemberg in seiner Begrüßung anerkennend feststellte.
Die hohe Besucherzahl freute neben Oliver Conradi, Vorstand der Volksbank und Sponsor der Gala, vor allem Helga Banz, Vorsitzende des Naturtheaters, und Inge Grein-Feil, Vorsitzende von „Freunde schaffen Freude“, denn diese beiden Vereine sind ja die Nutznießer des „Lachens für den guten Zweck“, so das Motto der Gala. Und den beschrieben die beiden Vereinsvorsitzenden mit Finanzierung des Bühnenbaus (Banz) und „soziokulturelles Engagement auf dem Land“ (Grein-Feil).
Auf dem Land aufzutreten, genoss Kabarettist Florian Schröder eigener Bekundung nach ganz besonders: Denn gewisse Netzverbindungsschwierigkeiten sorgten doch immerhin dafür, dass Barack Obama mal nicht mithören kann. Und damit war die spitze Zunge gelöst, weiter ging’s mit Kommentaren zu Lifestyle, Politik und In-People mit ihren In-Getränken; und er zündete ein wahres Feuerwerk an Pointen, fein gedrechselt aus scharfer Beobachtung und ebenso scharfem Wortwitz.
Seine Parodiekünste taten ein Übriges, um die Lacher niemals abebben zu lassen. Herrlich, wie er von Steinbrück zu Merkel, von Merkel zu Rösler, von Rösler zu Namensvetter Schröder, Gerhard mit Vornamen, und schließlich gar zu Papst Benedikt hin- und herparodierte und dabei stets den richtigen Ton traf.
Besonders beklatscht wurde seine Version von Winfried Kretschmann, der endlich all die Silben aufbrauchen könne, die von seinem Vorgänger Günther Oettinger vorenthalten wurden – und die von Florian Schröder nun genüsslich zelebriert und breitgetreten wurden.
Die Betriebswirtschaftlergattinnen Helga und Hilde und ihr „Prosetscho“ Banker in Hype-Lounges bei der virtuellen Finanzjonglage, der Vergleich Analogistan und Digitalien, Gefühlsvegetarier, Raucheraquarien und Raucherquadrate, Facebook, Twitter und der Trend, wirklich überall zu Kommentaren aufgefordert zu werden, so als ob man sich zur Party Leute einlädt, die garantiert ins Büffet kotzen – ein Thema jagte das nächste. Und heraus kam eine süffige Mischung, erfrischend und köstlich wie Aperol Spritz.
Der Künstler möge diesen Vergleich verzeihen, hatte er doch seine Haltung zu diesem In-Getränk, das durch sein Programm wie ein roter Fluss seine Bahn zog, absolut klar gemacht: ein Getränk für Turnbeutelvergesserwarmduscher, die wie die Dackel nach jedem scheinbaren Leckerli springen und sich wundern, nachher auf dem dreckigen Boden der Tatsachen zu landen.
Mächtig vorgelegt hatte Florian Schröder mit dieser explosiven ersten Hälfte der Gala, den zweiten Teil bestritten sodann Gogol & Mäx, und das gewissermaßen ohne Worte. Musik und Akrobatik sind ihre Zutaten, mit denen sie die Begeisterung der Zuschauer hervorragend in Fluss hielten. Da gab es Mozarts Türkischen Marsch mit eingebürsteter Percussionsbegleitung, „Carmen“ auf dem Klavier, das man, wie sich zeigte, nicht nur von vorne, sondern durchaus auch von oben liegend vierhändig bedienen kann. Bach mit Alphorneinlage, Chopin, Ravel, Tschaikowski, Dutzende von Instrumenten wie Glockenspiel, Xylophon, Tuba, Klarinette und was nicht alles boten Ohrenschmaus. Und fürs Auge hatten die beiden Musikclowns allerhand akrobatische Nummern zum Atemrauben bereit.
Dass Gogols oft angekündigtes „Piano Solo“ durch „Dilettanto penetrante“ Mäx ebenso verhindert wurde wie umgekehrt Mäxens‘ dringender Wunsch nach „La Cucaracha“ – dem Publikum bereitete es ein herrliches Vergnügen, dessen Höhepunkt spätestens bei der gewagten Seiltanznummer von Madame Gogol im rosa Tutu erreicht hatte, um schließlich durch die zauberhafte, die Abendstimmung romantisch unterstreichende Wassergläsermusik noch überboten zu werden.
Rund drei Stunden hatte das Publikum damit im Naturtheater verbracht – und kaum eine Minute davon verging, ohne dass gelacht wurde. Dieser gute Zweck wurde damit durch die Gala auf jeden Fall schon mal erreicht.