Die Luft in der Arche ist elektrisiert und knistert vor Emotionen. Kabarettist Philipp Weber springt auf die Bühne und legt von Anfang an ein beachtliches Tempo an Gags, Anekdoten und scharfsinnigen Gedanken vor. Mit einem charmanten Einstieg zum Wappen der Gemeinde Dischingen schafft er es, sofort eine Verbindung zwischen den Anwesenden und ihm selbst zu schaffen.
Wer Philipp Weber kennt, ist nicht überrascht, dass der Abend vor allem von politischen und gesellschaftlichen Themen geprägt ist. Lehrermangel, PISA-Studie, Tempolimit und der Zustand der Demokratie in Deutschland – es gibt kaum ein aktuelles Thema, das an dem Abend nicht angesprochen wird. Weber nimmt dabei eine besondere Rolle ein, er ist selbst ausgebildeter Lehrer für Biologie und Chemie. Immer zwischen Augenzwinkern und beißendem Spott bewegen sich seine Analysen. Viele Situationen sind dem Publikum wohlbekannt: Diese reichen von Elternsprechtagen bis hin zu politischen Gesprächen mit Nachbarn, die merkwürdig bekannt erscheinen.
Weber erwähnt in seinem Feuerwerk aus Komik, Cholerik und rhetorischer Finesse immer wieder den Begriff der „Demokratiemüdigkeit“. Dabei zieht er Parallelen zu Corona, Bauernprotesten und Rechtsextremismus, die dem Publikum die Gelegenheit geben, seine Gedankenwelt konkret an aktuellen Geschehnissen zu messen. Er spart vor keiner politischen Partei mit Kritik und Sarkasmus – wobei sein Plädoyer für die Demokratie und das Ehrenamt klar heraussticht. Dabei bleibt er nicht eindimensional, sondern legt differenziert dar, dass nicht alle Aspekte der Demokratie automatisch kritiklos akzeptiert werden müssen, sondern stetig Raum für Verbesserungen und eine kontinuierliche Debatte bieten. So hinterfragt er das Wesen der Direkten Demokratie und zeigt auf, weshalb auch diese Form der politischen Beteiligung ihre Schwächen hat. Schließlich gipfelt es darin, dass er sich sein eigenes Volk zulege, ein Bienenvolk, dessen Strukturen auf einer konstruktiven Basis mit einer im Dunkel lebenden Königin mit nur einmal Sex und vielen Kindern basiert.
Es ist anspruchsvoll, Weber zuzuhören und seinen Gedanken zu folgen. Selten kommt es vor, dass eine derart angereicherte Mischung aus impulsiver Rede und substanziellem Inhalt die Aufmerksamkeit der Anwesenden so fordert, wie es an jenem Abend der Fall ist. Zusammen mit seinem Bewegungsdrang, untermalenden Gesten und einem Einbinden des Publikums in Witze und Improvisation stellt er eindrucksvoll unter Beweis, weshalb er schon seit Jahren als Kabarettist Erfolge auf der Bühne und als Autor feiert.
Das Spannungsfeld Freiheit und Gerechtigkeit ist der letzte große Bogen, den der Kabarettist am Ende seines Programms schlägt. Philipp Weber hat die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine rasante Reise gesellschaftlicher Fragen mitgenommen. Am Ende fühlt man sich, als würde man aus einer Achterbahn aussteigen, was auch die Gastgeberin und Vorsitzende der Aktion „Freunde schaffen Freude“, Inge Grein-Feil, anmerkt – voller Adrenalin, aber auch ein beträchtliches Stück schlauer.