Kabarett mit Luise Kinseher in der Dischinger ARCHE
Viele spontane Einlagen bei ihrem Programm „Glück & Co.“
Ausverkauf in der ARCHE? Mitnichten! Aber am Ende ihres Auftritts war die Kabarettistin Luise Kinseher am Sonntag so angetan von der Idee, zwei Karten für die nächste Veranstaltung zu verlosen, dass gleich noch ein Paar Socken, ein Buch sowie eine ihrer CDs den Besitzer wechselten. Nur mit Mühe konnte Kinseher davon abgehalten werden, auch noch die Kleider von Gastgeberin Inge Grein-Feil zu verlosen. Das Publikum kringelte sich vor Vergnügen ob der spontanen Einlage. Und Lachen macht schließlich glücklich.
Genau darum ging es in Kinsehers Programm „Glück & Co.“. Glück, das ist für Gitti Lachner augenscheinlich schon ihre bloße Aufgabe. Die Geschäftsführerin der Firma „Glück & Co.“ quietscht vor Begeisterung, wenn sie nur daran denkt, wie viel Glück ihre Firma spenden könnte. Dabei besteht die Dienstleistung hauptsächlich darin, vermeintlich weise Aphorismen des indischen Denkers „Harushi“ zu zitieren. Dessen „geflügelte Worte“ handeln –natürlich– von Vögeln und allem, was sich aus dieser Gattung an Schlüpfrigkeiten ziehen lässt.
Lachner, von Luise Kinseher absolut sehenswert gespielt, ist ein kontraproduktiver Motivationsalbtraum. Sie geht ihrer Sekretärin, Frau Rösch, einer streng bebrillten Eisigkeit, nicht minder auf die Nerven wie ihrer Cousine Maria, einer versoffenen Basteltante, die den ersten Reihen mit Lautstärke und Dekollete gleichermaßen zusetzte.
Bezaubernd garstig auch Helga Frese, die zwar ihres Mannes verlustig gegangen ist, aber mit kristallklaren Weisheiten glänzt:
„Das Schlimme an der Ehe ist zuzusehen, wie die Männer verfetten.“
Irgendwann verzweifelt Lachner an ihrem Team: „Mit Männern passiert das nicht, die sind kalkulierbar.“ Zumal Männer nach zwei Flaschen Wein durchaus etwas von Glück verstünden. So findet Gitti Lachner ihr Glück dann in „ein paar Spaghetti mit ein bissel Tomatensoße“, was sie zuverlässig vor dem Abnehmen bewahrt. Ihre Figuren bezieht Kinseher aus dem prallen Leben. Mit saftiger Überzeichnung und schauspielerischem Talent wirft sie Schlaglichter auf alles andere als Glück: gescheiterte Friseusen, verlassene Liebhaberinnen und Frau Wondra, die traurige Überlebende des böhmischen Serviettenknödel-Wirtschaftswunders. Dabei serviert Kinseher kein modernes Turbokabarett, sondern gönnt sich und dem Publikum die Zeit, Stimmung und Mienenspiel wirken zu lassen. Die daraus entstehende Dynamik wird noch von einer spritzigen Regie unterstützt. Für den kräftigen Applaus dankte Kinseher am Ende mit der „niederbayerischen Liebeserklärung“: „Z’wider bist ma net!“