„Oh nein!“, rief Frank


Bericht von Dr. Manfred Allenhöfer, Heidenheimer Neue Presse vom 16.05.2007 15:04 Uhr


Luise Kinseher testete Publikum der ARCHE: „Hotel Deutschland“ hatte Vorpremiere



Filmende „Security“ in der Arche; Gesichter werden dokumentiert und Inhalte von Handtaschen. Doch das Publikum in der ARCHE nahm Luise Kinseher das nicht krumm, wie das Foto glaubhaft macht;

Ein an manchen Stellen fast schon literarisches Programm hat Kabarettistin Luise Kinseher in Dischingen voruraufgeführt. Und gleichzeitig gezeigt, dass sie zu herrlichem Improvisieren fähig ist: Lustvoll selbstbewusst bewegte sie sich mehrtypenhaft im nagelneuen „Hotel Freiheit“ – und versichert gleichzeitig dem Dischinger Probanden-Publikum: „Ihr wart sehr wichtig für mich“. Nicht nur Frank Scheufele, das charmante Maskott der ARCHE, fand die humorvoll g’scheite Wuchtbrumme eine „klasse Frau“.

Die Dischinger Aufführung wurde aufgezeichnet; Luise Kinseher gab den Dischingern zu verstehen, dass sie ihre Lacher, ihre Reaktionen „noch auswerten“ werde. Auch die angebliche schweigende Zustimmung zu ihrem Eingeständnis: „Das holpert noch!“
Nein, die Frische des neuen, vierten Solo-Kabaretts der 37-jährigen Niederbayerin war kein Nachteil, auch nicht, dass die studierte Germanistin und Theaterwissenschaftlerin ihr auch durchaus sehr geschliffen formuliertes und konstruiertes Programm immer wieder lesend abstützen musste.

Nein, die Frau ist eine mitreißende, auch Situationskomik keineswegs verschmähende Kabarettistin, die, in verschiedensten Tonlagen und Slangs sprechend und auch wunderbar grimassierend, herrlich zu unterhalten weiß.
Auch als „Luise Kinseher“ tritt L. K. da auf, oder als die Hotelangestellten Frau Lachner und Frau Rösch sowie in einigen sonstigen Rollen. Und sie spricht das Publikum an, ganz direkt und unabweislich, nie aber verletzend. Sie karikiert auch einzelne Zuschauer – doch nie bös‘. Auch die betroffenen Dischinger lachten da mit.
Und das Dischinger Publikum in der ausverkauf­ten ARCHE machte und lachte ausgesprochen entspannt mit; Frank Scheufele stellte ihr zwischendurch gar Nüssle auf die Bühne. Und erschrak, als sie sich gegen Ende anschickte, als „Russin“ mit dem Beil das ARCHE-Mobiliar zu zerschlagen.

Denn darum geht es, vorder- und mittelgründig: Um subversive Kräfte, die unser schönes „Hotel Freiheit“ bedrohen – ob Russen oder Taliban. Im Hotelgefängnis freilich landet „Luise Kinseher“, um hernach, augenzwinkernd und ironisch selbstreflexiv, zu versichern: „Hier geschieht nur, was ich will“. Is‘ eigentlich klar.

„Ist jemand aus der Unterschicht da?“, fragt sie frech zu Beginn. Und sagt am Ende völlig zu Recht voraus: „Dieses Programm endet erst, wenn Sie durch Ihre Haustüre gehen“. Zwischendurch präsentierte sie, als „Marry from Bavarry“, Trash vom Feinsten. „Kultur in der ARCHE“ hat wieder mal einen Volltreffer gelandet!