Özgür Cebe gastierte mit seinem Programm „Born in the BRD“ in der ARCHE.
Manche Menschen scheinen das Leben leicht zu nehmen. Anderen wiederum werden von Anfang an Steine in den Weg gelegt, die es schwierig machen. Und leicht hatte es Cebe wahrlich nicht. Er ist in Deutschland geboren, spricht die Sprache im Gegensatz zu den meisten Härtsfeldern akzentfrei und kennt die Türkei nur vom Hörensagen. Trotzdem kommt keiner auf die Idee, wenn er den Namen Özgür hört, es mit einem waschechten Deutschen zu tun zu haben.
Aber auch mit der türkischen Identität war es von Anfang an Essig, denn der Organismus Cebe besteht auch noch aus kurdischen und armenischen Herkunftswurzeln. Zu allem Überfluss wuchs er auch noch in Bonn-Tannenbusch auf, einem typischen Ghetto, allerdings einem marokkanischen. Doch mit der dort gepflegten Kanak-Sprak konnte der bekennende Goethe-Fan auch rein gar nichts anfangen. Und im Gegensatz zu den meist islamischen Eltern seiner Kumpels, war sein Vater auch noch Sozialist, die Mutter Sozialpädagogin.
Von dieser Grundempfindung, überall dabei zu sein, aber nirgends dazuzugehören, speisen sich die Sensibilität und der Scharfsinn, mit denen Cebe in seinem Kabarett zu Werke geht. Angefangen hat er als reiner Comedian und Spaßvogel. Und auch heute noch erzählt er lieber von seinem Hund, seiner blonden, deutschen, katholischen Frau, seiner christlich getauften Tochter oder den digitalen Handy-Gewohnheiten seines Bruders, aber die Zeiten sind nicht so, dass er sich komplett aus den politischen Verstrickungen heraushalten kann.
So war der ein oder andere Satz über Erdogan fällig, nicht aus Neigung, sondern einfach aus Notwendigkeit, um sich selbst Luft zu verschaffen. Wie eng heute die Grenze zwischen kabarettistischem Scherz und tödlichem Ernst verläuft, lässt sich am leichtesten daran erkennen, dass Cebe heute in sein angebliches Heimatland nicht mehr einreisen kann, ohne zu riskieren verhaftet zu werden.
Trotz allem tödlichen Hintergrund kommt der Humor bei Cebe allerdings nicht zu kurz. Das wussten auch die gut 100 Besucher in der ARCHE zu schätzen, die keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigten – und dies bei einem Kabarettisten, der mit einem zweieinhalbstündigen Programm exklusive Pause einen der längsten Auftritte in der Arche überhaupt aufs Parkett legte. Özgür Cebes Botschaft dabei ist eindeutig: Oh, Allah, lass Hirn vom Himmel regnen – und, Herrgott nochmal, zeigen wir doch ein bisschen mehr Verständnis füreinander.