Fonsi alias Christian Springer sinnierte in der ARCHE über Gott, den Papst und die Welt
Ein wundervoller Sonntag im fast schon himmlischen Frühherbst, und dann kam er daher, der Münchner… Nein, nicht vom Himmel, sondern ex pressis verbis direkt „.. von der Wies’n“: Fonsi, alias Christian Springer brachte vor voller Arche – launig begrüßt von Inge Grein-Feil – sein aktuelles Programm „Jetzt reicht’s … leider nicht für alle“, das er im Laufe der gut zwei Stunden selber Lügen strafte. War doch in seinen feinsinnigen Texten für jeden was dabei und an nahezu allem hatte der scharfsinnige Nörgler (die Bayern würden da eher „Grantler“ sagen) etwas anzumerken. In seinen valentinischen Darbietungen schaffte er es immer wieder, filigrane Überleitungen von scheinbar banalen Alltagsgeschichten zu Hintersinnigem zu basteln, und der Zuhörer muss schon höllisch aufpassen, bei dem Parforceritt des Neuschwansteiner Kassierers nicht abgeworfen zu werden. Es ist kein schenkelklopfender Klamauk, der den Charme des Fonsi ausmacht, es sind die humorvoll-nachdenklichen Zwischentöne, die statt des ständigen Lach-Brüllers ein Schmunzeln und verständig-verhaltenes Lachen hervorrufen. Und genau das tut gut, das ist gelungenes Kabarett: der gesunde Menschenverstand drückt sein Unverständnis gegenüber der Unlogik des Alltags aus. So wenn der Fonsi sich darüber beklagt, dass der Papst bei der „Rekord-Wies’n“ nicht auch dabei war und dann ein medienwirksames Szenario eines Auftritts im „… Papa-Mobil, gezogen von 2000 Ministranten, mit allen Kardinälen und Bischöfen im Schlepptau…“ entwirft; eine fein- und hintersinnige Spitze auf die monetäre Gigantomanie des klerikalen Aufmarsches. Und da passt dann gleich Griechenland als Mutterland der Mathematik dazu („ Aber rechnen können’s net!“), gepaart mit der bajuwarischen Abneigung gegen das vermeintliche Nationalgetränk der Hellenen („Ouzo – Schnaps oder Feuerzeugbenzin?“). Springer hält den Spiegel hoch: Fukushima als Bespiel für die mediale Schnelllebigkeit, als Feigenblatt für Politiker, den Ausstieg aus der Atomenergie zu begründen. Und gerade wenn man sich sagt: „Recht hat er, der Fonsi!“, da kriegt der geneigte Hörer seinen eigenen Dämpfer, denn „… woher kommt denn der Strom für die kilometerlangen Weihnachtsbeleuchtungen? Alle wollen den Strom – aber wie wird er denn gemacht?“ Fazit: da wir nicht wissen, „… was wir wie wollen, sind wir letztlich schwer erziehbar…“. Politiker haben’s bei Kabarettisten schwer, da macht Springer keine Ausnahme; Angela Merkel stehe der „Staatlichen Anstalt für Hirnverbrennte“ vor, und es sei schade, dass der Westerwelle kein Bayer sei; so bekäme er in seiner jetzigen Situation wenigstens noch ein „Marterl“ am Wegesrand. Springer lässt nahezu kein Thema aus, was den Zuhörer in ein Wechselbad zwischen Erheiterung und Nachdenken stürzt: Umweltzerstörung („Wir haben keine Chance gegen die Natur; wir können sie gar nicht kaputt machen!“), die Bundeswehr und der Afghanistan-Einsatz („Der Krieg da unten dauert schon 10 Jahre – 2 ½ mal länger als der 1. Weltkrieg!“), Gaddafi-Sohn in München („Der Student, der im bayrischen Hof wohnen muss!“), PIN-O-Manie oder Talkshows, Fonsi hat für alles eine plausible, aber die eben etwas andere Sichtweise. Und alle haben darauf gewartet: zum Schluss packt er dann doch noch die Zither aus und intoniert (Rockmusik nimmt nichts übel!): „ We are the champions von da ganz’n Welt!“ (Glauben manche…) Und auch wenn „Schlusser als Schluss nicht geht!“, eine Zugabe ward gar heftig gefordert, und so textet er (Fredl Fesl hätte das gut gefallen!) zur Melodie „Maikäfer flieg“ „Einbrecher kumm“… „Kumm wieder“, das war auch der Tenor nicht nur von Inge Grein-Feil, die den Fonsi gleich darauf festnagelte, nicht erst in 10, sondern schon in 2 Jahren wiederzukommen. Versprochen hat er’s, und „freien dat’s allemal! Pfüat di!“