Lizzy Aumeier begeistert in der ARCHE mit viel Ironie und derber Undamenhaftigkeit
Mit Sicherheit lag es nicht nur an den hochsommerlichen Temperaturen, dass es am Sonntagabend in der Dischinger Arche drückend heiß war. Es lag auch an der ausverkauften Veranstaltung. Und den vielen Besuchern. Und vor allem an Lizzy Aumeiers derbem, schlagfertigem und obszönem Bühnenprogramm.
Was in diesem Fall allerdings nicht negativ gemeint ist, sondern lediglich bedeutet: Die Kabarettistin nimmt kein Blatt vor den Mund. Herhalten muss bei ihr alles und jeder. Und trotz ihrer durch einen Autounfall bedingten Verletzungen versprühte Lizzy Aumeier richtig gute Laune: „Ich bin gut drauf, ich hab heut’ meinen Eisprung“.
Ohne Hemmungen und Schamgrenze wird in einem „Best of“ alles thematisiert, was man schon immer wissen wollte – oder auch nicht. Dazu gehören auch Themen, über die vor allem die älteren Generationen wohl sonst selten – und wenn, dann nur mit vorgehaltener Hand – diskutieren. Aids, Ossis, Migranten – für Lizzy Aumeier gibt es fast nichts, was es nicht gibt.
Sex und die Welt der Männer sind ebenfalls stets für eine Pointe gut, nicht nur im Bezug auf die anderen, sondern auch aus der eigenen Erfahrung kann voll geschöpft werden („Ich sag zu meinem Mann: ,Warum weckst du mich nachts, du weißt doch, wo alles liegt’“).
Aumeier benutzt Worte wie pupsen und bumsen, sie spricht über Achselschweiß und Diätstress und gibt sich so gar nicht damenhaft. Für ihre Fans macht gerade das sie unverwechselbar. Auch wenn man einige der Pointen schon öfters gehört hat und die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht ohne die typischen Klischees auskommen: Lizzy Aumeier kommt an. Weil sie einfach an sich eine Erscheinung ist. Weil sie sich was traut und weil sie schlagfertig ist. Im lilafarbenen „Aufreißer-Kleid“, das pralle Dekolleté in Szene gesetzt, kann sich die selbst ernannte „Sexgöttin“ so gut und gerne über alles lustig machen – weil sie selbst wahrhaftig nicht den Idealmaßen entspricht.
Dem Publikum gefällt’s, doch wer über andere lacht, muss auch selber einstecken können. Dischingen, als eine „Ansammlung von Häusern“, auf der Landkarte „nicht mehr als ein Gebüsch“, bekommt ebenso sein Fett ab, wie das Schwäbische an sich (Wie sagt der Schwabe so schön nach dem Orgasmus? „Sodele, jetztele“.)
Und wer nicht riskieren will, auf die Bühne zu müssen, sollte sich das mit dem Sitzplatz in der ersten Reihe gut überlegen: Die „dicke Mutti“ ist eben immer auf der Suche „nach Frischfleisch“.
Männerfeindlich sei sie übrigens allein schon wegen mangelnder Alternativen nicht. Und irgendwoher müssen die ganzen Zoten ja auch kommen. Das die Kabarettistin tatsächlich rotzfrech und unkonventionell ist, wird ihr kaum schaden. In den Himmel kommt sie nach eigener Aussage sowieso nicht. Lizzy Aumeier würde wohl kaum durchs Ozonloch passen.