Bauer sucht Frau


Bericht von Annette Grüninger, Heidenheimer Neue Presse vom 17.02.2008 00:00 Uhr


Kultur in der ARCHE: Kabarettist Stephan Bauer sorgte in Dischingen mit launigen Lamentos für prächtige Unterhaltung


Ach, man hat`s nicht leicht im Leben –
Ach, man hat`s nicht leicht im Leben –

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Mann: Stephan Bauer setzt auf die klassische Bühnen­ausstattung eines Kabarettisten. Mehr bedurfte er nicht, um die Zuschauer in der proppenvollen Dischinger ARCHE mit seinem neuen Programm „Die Nächste bitte“ gut eineinhalb Stunden lang aufs Köstlichste zu unterhalten.

Den Tisch allerdings braucht Stephan Bauer. Unbedingt. Irgendwo muss er ja seinen Ellen­bogen absetzen, um den schweren, sorgenvollen Kopf, an den Handteller geschmiegt, abzustützen.
Ach, es ist halt nicht leicht. Und Stephan Bauer ist ein ganz Armer. Nicht nur, dass er von seiner Frau verlassen wurde. Es findet sich auch keine neue. Trotz Verkupplungsurlaube mit Single-Reise­ver­an­stalter „Pfui“. Trotz regelmäßiger Besuche bei der Kosmetikerin mit dem männlichen Standard­pro­gramm „Abbeizen, Holzwürmer raus, Lasur drauf“. Und trotz allen Bemühungen, das männliche Ego zu stärken, etwa durch Autosuggestionstraining mit Hilfe gewisser fermentierter Milchprodukte („Der große Bauer“).

Ach, man könnte direkt Mitleid bekommen – wären sie nicht so saukomisch, Bauers kleine Missge­schicke, über die der Bonner Kabarettist (aufgewachsen in Dußlingen bei Tübingen) mit schleppender Stimme und der qualvollen Mimik eines bei Regen vor die Tür gesetzten Dackels (herrlich!) berichtet. So war es nicht (nur) Schadenfreude, die in der ARCHE für herzhaftes Gelächter sorgte. In seinem neuen Programm „Die Nächste bitte“ erhebt Bauer das Trübsalblasen zur Kunstform.
Dabei bietet vor allem das unselige Verhältnis der Geschlechter seinen launigen Lamenti reichlich Nahrung. Männer und Frauen, weiß Bauer, ticken in der Liebe einfach unterschiedlich:
Männer sind wie Mikrowellen („so schnell wieder kalt, wie sie heiß werden“), Frauen eher wie Töpfe aus Gusseisen. Ob es da nicht ratsam wäre, doch einen „Stiftung Warentest“ in Beziehungsfragen einzuführen? Vielleicht ließe sich so leichter eine ganz einfach „liebe, schöne, kluge Frau“ finden – „mit Grundkenntnissen in Existenzphilosophie, Dekonstruktivismus und Staubwischen“.
Als derart geistreich erwiesen sich Bauers Betrachtungen – ein scharfzüngiger Rundumschlag über düsfunktionale Mütter und allein erziehende Kinder, Monopoly und den Muff seines Heimatorts Dußlingen – zwar nicht immer. Doch in der tragikomischen Figur des melancholischen Genussmenschen vermag der TV-erfahrene Komiker (Harald Schmidt, „7 Tage, 7 Köpfe“) durchaus zu überzeugen.
Die mehr oder weniger subtilen Baggerversuche („Ich bin wieder auf dem Markt“) am Sonntagabend fruchteten zwar nicht. Resistent gegen Bauers Charme erwies sich das ARCHE-Publikum aber keineswegs. So war es nur konsequent, dass Bauer erst nach zwei Zugaben und anhaltendem Nasenbluten von der Bühne entlassen wurde. Ach, man hat’s nicht leicht…