Am 18. Oktober (Sonntagabend) erlebten rund 120 Zuschauer in der Dischinger Egauhalle einen kabarettistischen Leckerbissen. Stephan Bauer feuerte zwei Stunden lang eine Pointe nach der anderen ab. Sehr zum Vergnügen des Publikums, und zwar, dies sei vorweggeschickt, beider Geschlechter gleichermaßen.
Bauer präsentierte sich gleich als dreifach gehandicapter Mann: mit 51 Jahren nicht mehr der Jüngste, dann noch seit zehn Jahren zum zweiten Mai verheiratet, davon das letzte halbe Jahr gänzlich ohne Sex, und dann auch noch aus Dußlingen stammend. Zu allem Überfluss ist auch noch die 16-jährige Tochter aus erster Ehe in das gemeinsam mit der zweiten Ehefrau unter horrender Verschuldung gekaufte Eigenheim eingezogen, was das ohnehin dröge Sexleben der Bauers vollends zum Erliegen gebracht hat. „Sie müssen wissen, meine Tochter ist echt eine faule Sau. Sie nennt das chillen, für mich sieht das eher nach oxidieren aus“, befindet er.
Gesteigertes Triebleben
Doch die heimische Totstellmethode der Tochter wird konterkariert durch ihr gesteigertes Triebleben, das den Vater vor Neid erblassen lässt. Auch wenn er dem Schwiegersohn in spe sexuell nicht sehr viel zutraut, „nachdem ich gesehen habe, wie der zehn Minuten lang versucht hat, einen Strohhalm in eine Caprisonne zu stecken“. Gcnervt ist der Vater
der spätpubertierenden Göre dennoch, denn ausgerechnet sein Ehedrachen hat sich mit dieser gegen ihn verbündet. Und den pickligen Schwiegersohn findet sie auch noch zum Anbeißen. „Ich brülle wie ein Löwe“, sagt der Ehemann. „Du siehst aber eher aus wie eine WC-Ente“, befindet
die Ehefrau.
Kein Proletenwitz
Wie sagte einst der Jubilar der diamantenen Hochzeit auf die Frage des Pfarrers, wie man es denn schaffe, eine solch lange Ehe zu führen? Man gewöhnt sich an alles. Unter diesem Motto schippert sich auch Bauer durch die raue See seiner Ehejahre. Und der Mann trägt sein Schicksal mit Humor. Vom rülpsenden Proletenwitz eines Mario Barth ist Bauer jedenfalls durch seinen geschliffenen Sinn für Ironie meilenweit entfernt. Und obwohl Bauer ständig Balsam in die wunden Seelen der Ehemänner träufelt, kommt sein Witz seltsamerweise bei den Damen genauso gut an. So hatten beide Parteien was zu lachen.