Der Niederbayer Martin Frank gastierte in der ARCHE mit seinem selbstironischen Programm „Alles ein bisschen anders – Vom Land in d’Stadt“.
Wer, bitte schön, ist das denn? Martin Frank? In aller Kürze: Niederbayer, ausgebildeter Standesbeamter und Kirchenorganist, Mitte 20. Zur Zeit auf Tour mit seinem Programm „Alles ein bisschen anders – vom Land in d’Stadt“. Am Sonntag ist er in der Arche in Dischingen vorbeigerauscht.
Vorbeigerauscht? Ja, das umschreibt wohl am besten diesen kleinen Stern, der vor zwei Jahren am Kabaretthimmel aufgetaucht ist: sonnig, wonnig, temporeich, glänzend.
Hinter sich her zieht er, .wie sich das für einen Kometen gehört, einen Schweif voller Preise, die man ihm seit 2015 hinterherträgt und die so klangvolle Namen tragen wie „Niederbayerischer Kabarettpreis“, „Salzburger Sprössling“, „Freistädter Frischling“, „Goldener Stuttgarter Besen“ und., so weiter und so weiter.
Ausführlich vorgestellt hat sich Martin Frank seinem am Schluss völlig geplätteten, zu Neudeutsch und keinesfalls niederbaeyrisch „geflashten“ Publikum, das sich überlegen wird: Was ist Wahrheit, nah an der Wahrheit oder schlichtweg erfunden im Leben und am Lebenslauf des Landeis, das jetzt in München lebt?
Ohne Oma geht gar nix
Also mal, soweit das geht, der Reihe nach: Martin Frank ist Landwirtschaftssohn, frustrierter Single aus dem Bayerischen Wald, der, da er nun in München lebt, ein Deodorant benutzt und das Bad in der Menge liebt.
In der bayerischen, .Landeshauptstadt besucht er die Schauspielschule mit Schwerpunkt Operngesang, obwohl er kein Italienisch kann und beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ kläglich gescheitert ist.
Der kleine Martin wurde keusch und katholisch von der Oma erzogen (wer soll den Platz dieser Frau je einnehmen können?), hat schnell lernen müssen, dass man sich am besten an alle Bauernregeln hält. Das Jammern ist ihm völlig fremd, obwohl oder weil er ein „Bauernbua“ ist.
München, so gibt der Bursch‘ zu, hat ihn und seinen Horizont verändert. Dies dank der 15-Quadrat-Meter-Wohnung, in die nur knapp eine Kuh passt, den Erfahrungen, die man in der U-Bahn gratis sammelt, und den Erlebnissen, die man sich im Nebenjob verdient.
Sonst kann man nicht mithalten mit den Münchnern, die sich in Skinny Jeans zwängen (Oma hält sie für Kompressionshosen), nie,mals. .ohne Jutetasche (mit Botschaft) das Haus verlassen und Milch mit 0,3 Prozent Fettanteil bevorzugen, obwohl sich die Brühe allenfalls als „Blumengießwasser“ eignet.
Es versteht sich von selbst, dass sich der Waldbauernbub, dem die körperliche Arbeit fehlt, in einem Fitnessstudio angemeldet hat. Hier schwitzt er zwischen „zartdünnen“ Frauen und den „Discopumpern“, schwitzt, weil er Angst hat zu sehwitzen, was im Niederbayerischen schlichtweg als „stinka“ beschrieben wird.
Womit der in München einsame Frank, der noch nie eine Freundin gehabt hat, immer wieder gedanklich zu seiner Oma und dem „Babpa“ zurückkehrt, die es ihm mit Biowatschen aus Eigenbau an nichts fehlen ließen.
Für die Kuh wär’s zu eng
Und dennoch sucht der junge Mann mit der Presssackallergie, der Tatoophobie und dem Geschäftsmodell „Beerdigungsinstitut für überfahrene Hendl und andere Viecher“ händeringend (sogar in der Dischinger Arche) eine Frau.
Ganz gleich, wie viele Rindviecher auf dem Hof leben und wie groß die Biogasanlage auch sein mag, das muss klar sein: Die Freundin muss d’r Oma gefallen.
Die alles entscheidende Frank-Frage an die Zuhörer war nach einem zum Brüllen komischen Programm mit feinen Seitenhieben auf die Gesellschaft und grandiosen Gesangseinlagen: „Wie haben Sie, auf den Künstler gewirkt?“
Antwort: „Sie waren schon das beste Sonntagspublikum dieser Woche.“