Munter: Kabarettist David Leukert begeisterte in der ARCHE
Gehirnschmalz und Gefühlsschmelz – David Leukert hat beides. Und setzt es wohldosiert ein, um in seinem Kabarettprogramm Absurditäten, Schrägheiten und Untiefen unseres ganz allgemeinen Alltags aufleuchten zu lassen. Er ist ebenso witzig wie gewitzt und zeigt, dass jenseits des horizontalen Comedy-Schleims auch heute noch zeitgemäßes, junges, frisches Kabarett möglich ist. „Vorsicht, Kabarett gefährdet die Dummheit“ wusste ARCHE-Gastgeberin Inge Grein-Feil vorab fast schon hellseherisch.
Aber David Leukert war ja bereits zum dritten Mal in Dischingen, das letzte Mal vor drei Jahren. Er ist ein wenig ruhiger geworden, bekennt sich zu seinem sich lichtenden Hinterhaupt (eine Mütze zog er diesmal jedenfalls nicht über!). Und mit den Frauen scheint er sich auch ein klein wenig arrangiert zu haben; die Thematik hat er, obwohl die Ankündigung anderes erwarten ließ, erheblich reduziert.
Aber nicht, dass der hellwache, blitzgescheite Kabarettist ein anderer geworden wäre; selbst auf die Parodie des Koks-Joops wollte er auch diesmal nicht verzichten.
Es sind oft Fundstücke aus dem Alltag, die er für sich sprechen lässt, etwa eine „Rindsroulade Schweinchen Dick“. Oder Erfahrungen, die andere auch schon gemacht haben, aber vielleicht gar nicht komisch fanden: „Opa war vor Stalingrad; ich bei einer Eigentümer-Versammlung“, er habe jetzt nämlich in einem Wohnblock eine Eigentumswohnung gekauft. Und weiß von den unüberwindlichen Schwierigkeiten nach Anbringung einer Balkon-Jalousie zu berichten – letztlich waren die Bommel ein wenig zu voluminös.
Schön, wie Leukert seine Beobachtungen präsentiert: Er hat hellwache Augen, grimassiert; und wenn er, zumal in Dischingen, über den „ländlich-rustikalen Unterkiefer“ räsoniert, hat er den auch parat.
Und er ist musikalisch: In seiner Sprache und mit Gitarre, Geige und Mundharmonika. Nur diese im Mund, vermag er ein ganzes Orchester zu dirigieren – und das Publikum gleich mit. Er lässt spanischen Schlagerschmelz perlen (die ARCHE startete passend ihre bunte Disco-Spiegelkugel). Und berichtet als Liedermacher von seiner existenziellen Beanspruchung („ich atme und atme und atme …“).
Leukert ist mit großem Sprachbewusstsein gesegnet; und dieses Können kommt bei ihm ganz unprätentiös, scheinbar unakademisch daher. Trotzdem freut man sich beständig an seinen spitzen „Grüßen aus der Wortspielhölle“. Es wäre Leukert und dem Dischinger Kulturkreis mehr Publikum zu wünschen gewesen (die da waren, gingen herrlich munter mit). Und eine Abstimmung der Arche-Noahin ergab, dass die Anwesenden den Sonntags-Termin gegen 17 oder 18 Uhr schon für geeignet halten – also bleibt’s vorerst mal dabei.