Simon Pearce springt in Jeans, T-Shirt und mit Schirmmütze auf die Bühne und strahlt ins Publikum. Es ist Sonntagabend, die Arche in Dischingen ist satt gefüllt mit gut gelaunten Menschen, die alle diesen einen Mann sehen wollen, der mit Mikrofon neben einem Holzhocker steht – oder vielmehr auf und ab läuft. Pearce sprüht vor Energie und reißt auch das Publikum an dem Abend mit.
Schon am Anfang seines Programms „Hybrid“ kündigt er an, dass Humor immer auf Augenhöhe stattfinden müsse. So viel sei vorweggenommen: Es gelingt ihm. Mit einem Blick auf sensible Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Geburt, aber auch eine kindliche Sicht auf die Welt trifft er genau den Nerv der Zeit. Dabei zieht sich ein roter Faden durch die humorvollen und launigen Berichte seiner Kindheit und seines Alltags. Dinge aus mehreren Perspektiven zu sehen, auch andere Sichtweisen zuzulassen und vor allem vergangene Fehler zu vergeben sind seine Hauptmotive an diesem Abend. Er appelliert daran, vor allem die betroffenen Menschen zu Wort kommen zu lassen und ihnen zuzuhören. Voneinander zu lernen, den jeweils anderen zu verstehen und auch einmal alle Fünfe gerade sein zu lassen sind Kernbotschaften seiner Erzählungen.
Simon Pearce ist ein Meister der Improvisation. Gekonnt greift er Kommentare und Rufe aus dem Publikum auf und baut sie direkt in sein Bühnenprogramm ein. Dabei bindet er unterschiedliche Charaktere der Anwesenden direkt in seine Geschichten ein, und man gewinnt ganz intime und persönliche Eindrücke seiner Gedankenwelt. Pearce ist deshalb besonders authentisch, weil er eigene Schwächen nicht nur thematisiert, sondern offen über Unsicherheiten, Ängste und Sorgen spricht. Das Teilen unangenehmer oder negativer Gedanken in der Gruppe zeigt gleichsam eine therapeutische Wirkung, die sie ins Gegenteil verkehren.
Mit einer Anekdote aus seiner Kindheit schließt er den Kreis der großen Themen bis hin zu seinen eigenen frühesten Erinnerungen. Simon Pearce schafft es, sowohl Sensibilität gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe und ihren Erlebnissen mit Rassismus zu wecken als auch die amüsante Seite aus seinem Blickwinkel zu zeigen. Mit einer Geschichte über das Reißausnehmen als Kind schickt er die begeisterten Anwesenden in die Nacht; alle erfüllt mit dem guten Gefühl, dass die Welt doch manchmal sehr in Ordnung ist.