Simon Pearce ist mehrfacher Wiederholungstäter bei Kultur in der ARCHE, eben weil er die Atmosphäre der kleinen Kleinkunstbühne so sehr mag. Doch Corona bedingt musste auch er – wie bislang alle große Bühnen gewohnten Kabarettisten der „Freunde“ in eine (zwar Licht-und Ton-technisch gut aufgerüstete) Sportlocation.
Simon, geboren und in einem schwarz (regierten) Staat aufgewachsen, des bayrischen Dialektes mächtig, befand sich in der Egauhalle Dischingen zwar nicht allein unter Schwarzen, doch in einer halbvollen württembergischen unter Hygienebedingungen, die in seinem Heimatland Bayern schon eine ganze Weile gelockert worden sind.
Simon Pearce als ausgebildeter, namhafter Schauspieler großer Rollen auf der Bühne und in zahlreichen Filmen, der sich seit 2012 auch dem Wortkabarett verschrieben hat, hatte die „Coole Atmosphäre“ schnell im Griff. Ob Flugangst, Stammtischparolen, Alltagsrassismus, gerne auch in perfider Art und Weise von Ordnungshütern als Pauschalverdächtiger erlebt, agierte er mit „viel schwarzem Humor“. Auch wenn die Kabarettgäste bei vielen Pointen eher verhalten reagierten, war dies ihrer Feinfühligkeit hoch anzurechnen. Denn Pearce legte immer wieder den Finger in die Wunden, die schmerzen können, auch wenn vieles in der Regel von den Mitmenschen nur gedankenlos daher geplappert wird. Er konnte nicht hinterm Berg halten, dass er das meiste selbst und schmerzhaft erlebt hat.
Amüsant sind die Erzählungen aus der Vita seiner Mutter, der Volksschauspielerin Christiane Blumhoff (78) , die im echten Leben „kein Blatt vor den Mund nimmt“. Manche dürften sich damals in seinem bayrischen Geburtsort Puchheim schwer damit getan haben, dass sie einen „Farbigen“, den Politologen Charles Pearce geheiratet hatte. Deshalb wurden sie auch die Negerfamilie genannt.
Mit dem Programm hat Pearce wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, denn Rassismus (Zitat „seit der Flüchtlingskrise sogar wieder salonfähig!“) und Homophobie sind noch immer Themen der Gegenwart. Humor sei für Simon Pearce das beste Mittel, um auf Rassismus und Intoleranz aufmerksam zu machen.
Inge Grein-Feil holte sich bei ihrem Schluss-Dank an den großen Künstler gleich die Zusage, mit seinem neuen Programm 2023 wiederzukommen.