Fast möchte man sich wie in eine warme Decke mit heimatlichen Gefühlen gehüllt fühlen, als Martin Frank die Bühne betritt und rund 400 Gäste in der Dischinger Egauhalle begrüßt. Sicher lag es auch daran, dass er Inge Grein-Feil und die Macher der Aktion „Freunde schaffen Freude“-Kultur gut kennt. Nach Hause kommen – dies ist an jenem Freitagabend ein fortwährendes Motiv, das der bayerische Kabarettist in allen möglichen Zusammenhängen aufgreift.
In einem launigen Einstieg berichtet er seine persönlichen Erfahrungen während der Corona-Pandemie und wie sich diese auch auf seinen Beruf ausgewirkt haben. Nie hätte er gedacht, dass Auftritte in einem Autokino plötzlich zur neuen Normalität gehören können. Eine unverhohlene Kritik an der öffentlichen Debatte um „systemrelevante“ Berufe schwingt dabei nicht nur mit – sie ist zentraler Dreh- und Angelpunkt seiner ernsten, aber immer humorigen Ausführungen. Die besondere neuaufblühende Kultur des Home Office nimmt er geschickt aufs Korn und macht auch nicht vor emotional behafteten Themen wie Fleischkonsum und dessen Auswirkungen auf familiäre Bande Halt.
Martin Frank ist ein künstlerisches Multitalent. Daran lässt er an dem Abend keinen Zweifel. Eingebettet in sein Gag-Feuerwerk gibt er mehrere Arien (u.a. aus den Operetten „Der Zigeunerbaron“ und „Land des Lächelns“) zum Besten, die eindrucksvoll auf seine gesangliche Ausbildung schließen lassen. Besonders der Umstand, dass er nach überstandener Mandelentzündung an diesem Nachholtermin wieder in voller Stimmgewalt auf der Bühne steht, ist Zeugnis seiner vokalen Kapazität. Kaum ist der letzte Ton verklungen, schon befindet sich der ganze Saal wieder gedanklich in den heimischen Gefilden. Frank erörtert die beruhigenden Vorzüge des Backens und Kochens und kommt schließlich zum allumfassenden Thema Empathie. Sein Appell lautet, öfter die Welt durch die Augen des jeweils anderen zu sehen – dieser Perspektivwechsel mache die Welt ganz sicher zu einem besseren Ort.
Sein Outing des Abends berührt ein in Bayern allerheiliges Kulturgut: Das Bier.
In seinen Bemerkungen über die gesellschaftliche Verankerung des Alkohols im Allgemeinen, vor allem im Zusammenhang mit Kirche und Kommunalpolitik, versteckt sich die Kritik an den herrschenden Verhältnissen nicht nur, sie mäandert mitten durch den Saal. Martin Franks charmante Art ergießt sich schließlich mit einer Ode in seiner öffentlich bekundeten Liebe zum Kaba (oder „Schoko Milch Smoothie“, wie er es augenzwinkernd nennt). Auch eine konkrete Marktlücke zaubert er aus dem Ärmel: Er liefert basierend auf seinen Erfahrungen ein flammendes Plädoyer für die Etablierung von Hühnerbeerdigungen auf dem Bauernhof, samt Arie von Händel.
Der abschließende Ausflug in das delikate Thema der Liebe und Beziehungen auf dem Land rundet der Kabarettist ab mit dem Herzensanliegen, mehr miteinander zu reden und sich häufiger in der Mitte zu treffen. Damit spricht er ganz offenbar dem Publikum aus der Seele, das seine Darbietung des Abends mit ausgiebigem Applaus und Beifallbekundungen honoriert. Kein Wunder, dass die Schlange zum Signieren des Buches „Der famose Freistaat“ , das er zusammen mit der Kabarettistin Franziska Wanninger zum besseren Verständnis der Bayern geschrieben hat, im Foyer nicht enden wollte.