Schwäbischer Hüftschwung


Bericht von Christina Baumgartner/Heidenheimer Zeitung vom 20.10.2015 12:52 Uhr


Drei in einem: Kabarettist Bernd Kohlhepp war in Nattheim auch Hämmerle und Elvis


Sieht nicht aus wie Elvis Presley, singt aber Songs des King auf Rock'n'Roll in schwäbischer Mundart:
Sieht nicht aus wie Elvis Presley, singt aber Songs des King auf Rock’n’Roll in schwäbischer Mundart:

Bernd Kohlhepp, der in der Nattheimer Gemeindehalle auch das Bempflinger Urgestein Hämmerle verkörperte.
Bernd Kohlhepp, der in der Nattheimer Gemeindehalle auch das Bempflinger Urgestein Hämmerle verkörperte.


Wenn Bernd Kohlhepp zum Ge­burtstag gratuliert, ist von vorneherein schon klar, dass diese Feier keine wird, die einer üblichen Geburtstagsfete auch nur im Ansatz entspräche. Denn Kohlhepp häutet sich schneller als ein Reptil es je könnte, ist King of Rock ’n‘ Roll und schwäbischer Spießbürger, singt, schauspielert und lässt seiner Zunge auf spitz­findige Weise freien Lauf.

Ob mit dieser auch Inge Grein-Feil hinter dem „Kuss-Schirm“ Bekanntschaft machte, blieb den Augen des Publikums zwar verborgen, geehrt fühlen durfte sie sich aber, widmete Kohlhepp am Freitagabend anlässlich ihres 70. Geburtstags einen der bekanntesten Elvis-Songs, „Surrender“, doch „Inge, dem Maß aller Dinge“

Was wohl der King aus Memphis, Tennessee, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag hätte feiern können, dazu gesagt hätte, als aus „In the Ghetto“ dann „Nix im Lotto“ wurde, lässt sich nicht mehr herausfinden, Hämmerles schauspielerische Leistung aber dürfte Elvis Presley wohl zufrieden gestimmt haben.

Natürlich durfte auch Hämmerles Nachbarin Frau Schwerdtfeger, die „Königin des Kandelkehrens“, nicht fehlen, die zwar meinte, eine 80er-Party würde ihrem Alter und Ge­schmack entsprechen, auf der Tanzfläche dann aber eher als „Gammelfleisch“ fungierte. Hämmerle, der als Bempflinger selbstverständlich im Zentrum des Schwabenlandes wohnt, war, gerade im Fitnessstudio vom Laufband gefallen, froh, die Feststellung treffen zu können: „Super, im Himmel schwätzt ma Schwäbisch.“

Er kämpfte aber auch mit seinem Navi, das, wie könnte es anders sein, ebenfalls in schwäbischer Mundart navigiert, entschied sich gar für einen Auftritt bei einem Bempflinger Castingshow-Pendant von „The Voice of Germany“ und brachte seiner französischen Bulldogge, die von vorne aussieht wie nach einem Auffahrunfall und hinten einen praktischen Griff zum „Weg­schmeißen“ hat, in Hunde-Manier bei, wie diese eine Zeitung zu tragen hat.

Und tatsächlich, an mancher Stelle war dann gar nicht mehr so klar, ob Hämmerle nun Kohlhepp imitiert oder Kohlhepp Hämmerle, das Optimum an Gags erreichten beide aber erst in der zweiten Hälfte des Programms, als Hämmerle sich in Gerda aus Butza-bach verliebte, deren Spuren im Sand verfolgte und die Hoffnung hatte, diese könne sich im Publikum verbergen.

Offensichtlich hatte die Auffor­derung zu Beginn der Veranstaltung „Vergessen Sie Hektik und Stress, auch wenn der Grund dafür neben Ihnen sitzt“ durchschlagende Wirkung, denn die Stimmung in der Nattheimer Gemeindehalle dürfte in der Vergangenheit kaum besser gewesen sein. Dabei wäre es aber verwegen, davon auszugehen, dass Kohlhepp, Hämmerle oder auch Elvis allein für diese Stimmung sorgten, nein, zur allgemeinen Erheiterung trug, wie in den Shows des Kabarettisten üblich, auch bei, wer in der ersten Reihe Platz genommen hatte.

So mussten „Soli“ aus Köln und Elvira aus Niedersachsen Federn lassen, die des Schwäbischen nicht in dem Maße mächtig, wie von Hämmerle gewünscht, sich dann erst einmal aufklären lassen mussten, dass „Butzawackerle“ einfach nur horizontale Kinder sind, und „verläbbern“ keinesfalls mit „verblembern“ gleichzusetzen sei.

Und auch Nattheims Bürgermeister Norbert Bereska blieb trotz seinem Sitzplatz in der dritten Reihe nicht von Kohlhepps spitzer Zunge verschont, war er doch als „verhinderter Rockstar“, der als Kind bereits eine Elektrogitarre geschenkt bekommen hatte, Hämmerles Meinung nach ohnehin überqualifiziert, für seinen Job: „Wenn oiner so Fähigkeida hat wie Du, muss er doch ned Bürgermoischder werda.“

Und Hämmerle? Der hat für jegliche Situation auf seine ganz eigene Art und Weise auch eine Lebensweisheit parat, die dann im Falle etwaiger Krisen oder un­bezahlter Rechnungen mit „I bleib im Bett“ auch einmal ganz unkompliziert ausfallen kann. Bevor Kohlhepp, Hämmerle oder wie man ihn nun nennen möchte, dann am Ende tatsächlich sein Bett aufsuchen konnte, gab es noch ein Revival des King of Rock ’n‘ Roll, dem der, gelinde gesagt, doch sehr schwäbische Hüftschwung Hämmerles aber wohl eher nicht zur Ehre gereichen dürfte.