„Hämmerle räumt auf“ in der ARCHE Dischingen: Bernd Kohlhepp sang, tanzte, bruddelte und begeisterte abermals mit großer Spontaneität und Schlagfertigkeit.
Hämmerle buchen und der Abend ist geritzt: Den Jahresauftakt in der ARCHE Dischingen bestritt Bernd Kohlhepp alias Hämmerle, und da war es so voll, dass sogar Stühle in den Gang gestellt werden mussten. Und das, obwohl das Programm doch den Namen „Hämmerle räumt auf“ trug. Und das tat er auch mit all dem Krempel und Kruscht und Glump und Zeug, das er eigens aus dem Keller in Bempflingen geholt hatte, um sie als Requisiten zu präsentieren.
Dazu gehörten irgendwelche Fernbedienungen, vielleicht Videorecorder, vielleicht aber auch Herzschrittmacher der Königin des Kandelkehrens mit dem fast schon zu Leberwurst gewordenen 1956er Träublesgsälz. Das ist Schwäbisch für Johannisbeermarmelade, ein solcher Hinweis ist aber für das Hämmerle-Publikum überflüssig, denn wer würde sich ernsthaft ohne fundierte Schwäbisch-Kenntnisse zu Hämmerle begeben? Wo man doch weiß, dass da Begriffe wie „Lellebebbel“, „Seggl“, „gschuggt“ und „he“ an der Tagesordnung sind, und das im schönsten schwäbischen Bruddelton! Und weil er ja im Aufräumwahn ist, möchte man ihm zurufen: „Nicht wegschmeißen! Die sind noch pfennigguat.“
Und das ist ja, weiß Hämmerle, die große Kunst des Aufräumens. Was soll denn überhaupt weg? Das alte Nokia-Handy und sein Urahn, das Wählscheibentelefon? Das Download-Syndrom vieler Jugendlicher von heute? Wo doch schon die Trennung vom alten Besen so schwer ist, dass noch ein Requiem gesungen werden muss?
„Lellebebbel“ im Wortschatz
Apropos singen: Hämmerle kramt auch in altem Liedgut und recycelt es zu neuen Werken. Da wird „All about that bass“ zu „Mädle, sei ned bös“, das gute alte Lollipop zu „Lellebebbel“, „House oft he rising sun“ zu „Haus in Bempflingen“, das „Rum and Coca Cola“ der Andrew Sisters zu „Schwaben sind überall“, „Oh Carol“ zu „Oh Kerle“, und mögen seine Tanzschritte dazu womöglich noch witziger als die Texte sein, der Gesang ist astrein.
Dazu gibt es den „Zauberlehrling reloaded“, einen Erlkönig, der statt Kind eine Plastiktüte voller Pfandflaschen nach Hause bringen muss, den unvollendeten Krimi „Die Glocken des Todes“, den Hämmerle nach drei Sätzen wieder aufgab, ein Schlauchboot, noch gefüllt mit der guten Luft der 1980er-Jahre, und so manch andere Skurrilität des Alltags, darunter durchaus auch den einen oder anderen schon in die Jahre gekommenen Witz. Ein ganz schönes Durcheinander war es, das Hämmerle beim Aufräumen da zu Tage förderte, und das ist nicht abwertend gemeint, denn das Publikum amüsierte sich königlich und lachte aus vollem Hals, egal, was er auch präsentierte.
Publikum ist voll dabei
Vielleicht ist es auch wirklich egal, was er präsentiert, denn unschlagbar ist Hämmerle einfach in Sachen Spontaneität. Seine Interaktion mit dem Publikum ist allein schon wert, eine Veranstaltung mit ihm zu besuchen. Diese Schlagfertigkeit, dieser Witz, diese Geistesgegenwart – also das macht ihm so leicht keiner nach. Da musste selbst Inge Grein-Feil, der Schlagfertigkeit ja beileibe nicht fremd ist, im After-Show-Geplänkel die Waffen strecken, denn für Hämmerle ist einfach jeder Zuruf eine Steilvorlage.
Deshalb hat er wohl auch seinen Aufräumwahn bezwungen und die in den Gang gestellten Stühle einfach stehen lassen: noch mehr Opfer in Sachen Reichweite für ihn. Und das nutzte er weidlich, zum schieren Vergnügen für alle Zuschauer ab der dritten Reihe, die so einigermaßen vor ihm sicher waren. Wie Margarete, Rolf, Jutta, Stefan, Heidi, Angelika, Armin, Petra und Anneliese sich gefühlt haben, so ständig in Hab-Acht-Stellung zu sein, das mag eine andere Sache gewesen sein. Geschlagen haben sie sich wacker. Und zumindest Margarete wurde ja auch in einer wunderbaren Hymne besungen: Zur Melodie von „She“ schüttelte Hämmerle mal eben lässig einen Text aus dem Ärmel, in den doch Sekunden zuvor noch die Informationen gesteckt worden waren. Respekt. Auch vor den Zuschauern in der ersten Reihe. Für alle anderen war es ein Fest.