„Fegefeuer“ beim Kabarett-Auftakt mit Björn Pfeffermann
Ein bisschen schwanger? Ein bisschen „Fegefeuer“? In ein „mediales Fegefeuer“ schickte der fränkische Kabarettist Björn Pfeffermann die Besucher der ARCHE am ersten Sonntag ´09. Mit seinem Programm „Glückspilz-Vergiftung“ brachte er sehr hübsch-bittere Sottisen aufs Härtsfeld – und auch so manche vorhersehbare Pointe. Er gab den „glänzend ausgebildeten Journalisten“, der aber (?) trotzdem in jeder Lebenslage scheitert. In Dischingen freilich ist er damit nicht gescheitert.
Rahmenhandlung war ein „Casting in Dischingen“. Er will den Job eines dieser stählern strahlenden, unsäglichen TV-Spielshow-Animateuren. Dafür gibt seine 35 jährige Kunstfigur „Kilian“ alles – in verschiedenen landsmannschaftlichen und sozialen Versionen. Und während er auf seinen Bescheid zum „Re-Call“ wartet, gibt er erst unglaubliche Erfolgsmeldungen aus dem Leben eines Medientypen preis, der früh schon auf den Bildschirm drängte. Und dem seine (frühere) Petra zärtlich versicherte: „Du bist mein Wickert“.
Dann aber offenbart er, Stück um Stück, die (generationentypische) Karriere eines „Loosers“, der nicht nur keinen Job hat und das Geld dringend braucht, sondern auch seit einem Jahr Single ist und keinen Sex mehr hatte: Seine Freundin ist durchgebrannt mit einem Maschinenbau-Ingenieur – ausgerechnet! Die macht jetzt wohl Liebe auf der Rückbank von dessen Opel Zafira – und er, der Kreative?
Er wäre schon gern ein Glückspilz, aber die Zeiten sind nimmer so. Mit 35 habe er 15 Trennungen und eine Privat-Insolvenz hinter sich. Tendenz: Weiter aussichtslos!
Schöne, originelle Einblicke in das Leben eines bundesdeutschen 30ers im jungen 21. Jahrhundert gibt Pfeffermann, der seinem Namen durchaus Ehre machen kann. Der aber gelegentlich scheinbar beliebige und auch harmlose Textpartikel aneinanderreiht („ich will einen Männerparkplatz“) und nicht immer die treffendsten Wortspiele bietet (die Medien strotzen von „Kot und Spielen“).
Aber er hat auch tolle Nummern, Glanzlichter wie etwa die Casting-Show für „Irak sucht den nächsten Super-Terroristen“ – das ist hochgradig makaber und kabarettistische Spitzenklasse. Und das Ende seines Programm ist sehr kunstvoll, gar nicht effekthaschend, eigentlich sehr ernsthaft und fast schon kafkaesk oder danteesk: Mittel- und perspektivlos endet er im auswegslosen „Medien-Fegefeuer“ – er, der Medienfreak, aus & vorbei!
„Wir sollten uns trotz aller Krise nicht entmutigen lassen“, meinte Inge Grein-Feil tapfer bei der frühen, durchaus reizvollen Eröffnung des FsF-Jubi-Jahres (25!): „Gemeinschaft ist das Wichtigste“. Mag Pfeffermanns „Kilian“, statt über einen Freundes-Kreis allenfalls noch über einen solchigen -Punkt verfügen – die ARCHE war gut besucht. Neu ist, dass es dort jetzt auch ein Kaba-Abo gibt. Den Abonnenten wird, versprach die Inge beim „Opening“, heuer „ein mutig gemischtes Programm geboten“. Der Auftakt machte Lust auf Mehr.